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Systemumstieg von Bill Gates

Florian Blaschke16. Juni 2006

Microsoft-Gründer Bill Gates will sich bis 2008 schrittweise aus dem Tagesgeschäft des Softwarekonzerns zurückziehen und stärker seiner wohltätigen Stiftung widmen. Doch sein soziales Engagement stößt auch auf Kritik.

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Bill Gates und sein Erfolgsprodukt "Windows"Bild: AP

Der 50-jährige wird der Firma zwar als Chef des Verwaltungsrats und Berater erhalten bleiben, er will seine Arbeit als Software-Entwickler jedoch zugunsten seiner sozialen Arbeit reduzieren. Seine Stiftung gilt als größte Organisation ihrer Art weltweit und engagiert sich unter anderem im Kampf gegen Aids. Gates will seine Arbeit für Microsoft in einer zweijährigen Übergangszeit zurückfahren.

Microsoft Bilanz Miniquiz 2004
Aus seinem Konzern Microsoft will sich Bill Gates bis 2008 schrittweise zurückziehenBild: AP

Mit einem Vermögen von 50 Milliarden Dollar führt er in diesem Jahr zum zwölften Mal in Folge die Forbes-Liste der reichsten Männer der Welt an. Vor sechs Jahren gründete Gates mit seiner Frau die Bill-and-Melinda-Gates-Stiftung, die heute der größte internationale Geldgeber für wohltätige Projekte ist, hat bereits mehr als zehn Milliarden Dollar in den Kampf gegen Aids und andere Krankheiten wie Tuberkulose und Malaria gesteckt.

Teure Aids-Medikamente

Gegen dieses Engagement ist jedoch immer wieder auch Kritik laut geworden, so von Seiten des Journalisten Greg Palast, der Gates' Stiftung unlautere Geschäfte vorwirft. Der Kritikpunkt: Gates unterstützt das so genannte TRIPS-Abkommen, das die internationalen Standards geistiger Eigentumsrechte verschärfen soll. Seit es 1994 in Kraft getreten ist, musste sich die Welthandelsorganisation WTO immer wieder mit dem Vorwurf auseinandersetzen, das Abkommen führe zur Verteuerung von Medikamenten, was beispielsweise in Afrika zu schwerwiegenden Problemen bei der Aids-Bekämpfung führe.

Esther Babalola HIV/AIDS in Sagamu, Nigeria, Medikamente
Aids-Medikamente sind in Afrika immer noch nicht ausreichend vorhandenBild: AP

Anders sieht Christoph Benn vom Global Found zur Bekämpfung von Aids, Malaria und Tuberkulose, der auch mit der Gates-Stiftung zusammen arbeitet, den Fall: "Wir haben da völlig freie Hand und können Generika auch in Indien oder anderen Ländern, in denen sie am preisgünstigsten sind, kaufen." Es sei nicht so, dass die Gates-Stiftung darauf bestehe, nur patentierte Markenprodukte zu kaufen. Doch auch er bestätigt, dass Bill Gates selbst sich nicht politisch für Änderungen im Patentrecht einsetzt: "Das ist nicht in seinem Blickfeld."

Ein Riese im Stiftungswesen

Insgesamt verfügt die Stiftung, die noch nicht einmal 200 Mitarbeiter beschäftigt, über einen Jahresetat von rund 30 Milliarden Dollar (24 Milliarden Euro). Dem gegenüber steht beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation WHO mit 10.000 Beschäftigten und einem Budget von gerade einmal 0,9 Milliarden Dollar. Umstritten sind auch einige der von ihr finanzierten Projekte. So hatte sie in Botswana, einem der reichsten Länder Afrikas, ein Projekt zur Behandlung von HIV-Patienten ins Leben gerufen und sich dadurch den Unmut ärmerer Staaten zugezogen. Insbesondere die Tatsache, dass für dieses Projekt Mediziner aus Nachbarländern nach Botswana abgeworben worden waren, sorgte für Empörung.

Bill und Melinda Gates in Mosambik
Bill und Melinda Gates mit Malaria-Patienten in MosambikBild: picture-alliance / dpa

Für Christoph Benn lässt sich diese Entscheidung jedoch erklären: "Botswana ist ein Land, in dem sich nicht nur die Gates-Stiftung, sondern auch Stiftungen von pharmazeutischen Unternehmen stark engagieren". Dadurch entstehe, zusammen mit den relativ guten wirtschaftlichen Bedingungen im Land eine Art Laborsituation, sagt Benn: "Man kann schauen, was sich mach lässt und das unter relativ guten Bedingungen. Danach kann man das eventuell auf andere afrikanische Länder ausweiten."

Eine handvoll Mitarbeiter

Bill Gates selbst macht zwischen seiner Firma Microsoft und seiner Stiftung kaum Unterschiede. In beiden werden die wichtigen Entscheidungen von einer Handvoll Mitarbeiter getroffen, die Stiftung etwa darf ohne Zustimmung von Gates und seiner Frau keine Beträge über einer Millionen Dollar ausgeben. Es ist also eine private Entscheidung, für welche Zwecke ein Großteil des Geldes fließt. Auch das hat im Falle der Investitionen in Botswana für Unverständnis gesorgt.

Für Christoph Benn ist das jedoch kein Problem: "Jeder in einem solchen Entscheidungsprozess hat seine Präferenzen und das muss man ihnen auch zugestehen. Aber sie machen es sich bestimmt nicht leicht mit ihren Finanzierungsentscheidungen". Dazu komme, so Benn, dass Gates und seine Frau sich sehr stark informierten: "Die beiden sind wirklich sehr kompetent, sodass gegen ihr Mitspracherecht nichts einzuwenden ist, weil sie erstens exzellente Berater haben und auch selbst das Verständnis für die Sache mitbringen".