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Stichwort: Pockenimpfung

23. Januar 2003

Seit 30 Jahren wird niemand mehr gegen Pocken geimpft. Jetzt ist es wieder geplant - aber nur für den Notfall. Denn die Nebenwirkungen können heftig sein: tödliche Hirnentzündungen zum Beispiel.

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Der Feind, das VirusBild: AP

Die Pockenimpfung ist keine einfache Spritze, sondern wird über winzige Stiche in den Körper gebracht. Der Arzt nimmt nach mit einer kleinen zweizackigen Gabel einen Tropfen des Impfstoffes auf und piekst damit mehrmals in die oberen Hautschichten des Oberarms. Ist die Impfung erfolgreich, entsteht innerhalb von drei bis vier Tagen eine rote, juckende Beule. Später bildet sich eine eitrige Blase und ein Schorf, der abfällt. Es bleibt eine kleine Narbe zurück.

Die möglichen Nebenwirkungen sind nicht zu vernachlässigen. Bei Menschen mit chronischen Hautkrankheiten oder mit geschwächtem Immunsystem können schwerste Hautreaktionen auftreten - bis hin zu Nekrosen (das heißt, Gewebe stirbt ab) oder einer Impfreaktion, die den ganzen Körper betreffe, einer so genannten generalisierten Vaccinia.

"Elstree" bremst die Pocken

Geimpft wird nicht mit dem Pocken-Virus (Variola) selbst, sondern mit einer schwächeren Variante (Vaccinia), die wiederum mit den Pocken bei Kühen verwandt ist. Die Viren haben sich unterschiedlich weiterentwickelt. In Europa wird der Vaccinia-Stamm namens "Elstree" zum Impfen benutzt.

Die Impfung, die aus der Kälte kam

In der Diskussion ist auch ein Impfstoff namens MVA (Modifiziertes Vakziniavirus Ankara), den man vor der eigentlichen Pockenimpfung spritzt und der die Nebenwirkungen mildern soll. Das Robert-Koch-Institut hält sich bei der Beurteilung zurück: Die Wirksamkeit sei nicht ausreichend bewiesen.

1979 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pocken offiziell für ausgerottet erklärt. Einige der Seren, die die Bundesregierung gekauft hat, stammen noch aus dieser Zeit. Sie wurden damals bei minus 20 Grad gefriergetrocknet und ihre Wirksamkeit wurde kürzlich vom Paul-Ehrlich-Institut nachgewiesen - an Hühnereiern und Zellkulturen.

Wie sicher ist sicher?

Alle heute bekannten Pockenbestände sind in zwei Hochsicherheitslaboren untergebracht: In Atlanta / USA (bei den Centers for Disease Control and Prevention, CDC) und im russischen Nowosibirsk.

Es wird aber vermutet, dass die Viren auch in andere Länder gelangt sein können. Das RKI sieht aber "derzeit keine Hinweise, die für das Auftreten eines Anschlages sprechen." (reh)