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Kim Jong-Il und die Bombe

8. Februar 2007

Seit einem Atomtest im Oktober 2006 bezeichnet sich Nordkorea offiziell als Atommacht. Im Rahmen der Sechs-Parteien-Gespräche hatte man erfolglos versucht, Pjöngjang zur Aufgabe seines Atomprogramms zu bewegen.

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Kim Jong-Il umgeben von Offizieren (6.11.2005)
Kim Jong-Il treibt das nordkoreanische Atomwaffenprogramm voran (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa

Der seit Jahren schwelende Nordkoreakonflikt eskalierte mit dem Atombombentest am 9. Oktober 2006. Trotz zahlreicher internationaler Warnungen und Proteste zündete Nordkorea etwa 300 Kilometer nördlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul einen Sprengsatz, von dem allgemein angenommen wird, dass er mit einer Stärke von etwa 1000 Tonnen rund zehnmal schwächer war als die Atombombe von Hiroshima. Die genaue Sprengkraft lässt sich nur schwer ermitteln, weil der Untergrund je nach Beschaffenheit einen Teil der freigesetzten Energie aufnimmt. Im Anschluss an die Detonation wurde spekuliert, eine angestrebte größere Explosion sei gescheitert oder man habe sich ganz bewusst für eine kleinere Explosion entschieden, um spaltbares Material zu sparen.

Der Test kam nicht überraschend. Nordkorea hatte den Atomwaffensperrvertrag Anfang 2003 gekündigt und im Februar 2005 erklärt, Atomwaffen zu besitzen - zur eigenen Verteidigung. Schließlich, so die Argumentation des Regimes, werde man von den USA bedroht. US-Präsident Bush hatte Nordkorea im Januar 2002 in seiner Rede zur Lage der Nation in die berühmte Achse des Bösen eingeordnet, zusammen mit Iran und dem Irak. Manche Beobachter meinen, er habe damit Nordkorea zumindest einen Vorwand geliefert, sein Atomprogramm auszubauen.

Export in den Iran?

Über die Dimension des nordkoreanischen Atomwaffenarsenals wird viel spekuliert. Zu den geheimen Atomanlagen in Yongbyon hat nämlich auch die Wiener Atomenergiebehörde seit 2003 keinen Zutritt mehr. Experten schätzen, dass Nordkorea nur über wenig spaltbares Material verfügt. Vermutlich reicht es für nicht mehr als ein Dutzend Bomben kleiner oder mittlerer Sprengkraft. Außerdem dürften sie militärisch kaum brauchbar sein, weil sie sich nicht als Gefechtsköpfe auf Raketen montieren lassen. Im Kriegsfall müsste man sie wegen ihrer Größe per Schiff oder Flugzeug transportieren.

Weitaus gefährlicher wird die Gefahr der Weiterverbreitung eingestuft. Gegen entsprechende Bezahlung könnte das verarmte Nordkorea sein spaltbares Material oder sein Know-how an andere Staaten wie Iran verkaufen, oder gar an Terroristen. Auch deshalb hat die internationale Staatengemeinschaft mit der UNO-Resolution 1718 und der Verhängung von Sanktionen so scharf auf den nordkoreanischen Atomtest reagiert.