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Schlagworte gegen den Rentner

Patrick Tippelt8. Mai 2006

Thailands jüngste Parlamentswahlen wurden für ungültig erklärt. Der Weg ist frei für die bisherige Opposition. Und die läuft Gefahr sich ihn selbst zu verstellen, mit einem ollen Schreckgespenst.

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Alt sei er. Und zudem in Ruhestand. Doch der Pensionär strotzt vor Kraft. In glühender Hitze vergnügt er sich mit Kollegen auf einem privaten Golfplatz. Grinst ins Rudel, welches er partout nicht loswird. Seit Wochen geht das schon so. Die Journalisten lassen Thaksin Shinawatra nicht in Ruhe.

Man sieht es ihm an; der jüngst zurückgetretene Regierungspräsident hat seinen Spaß mit der Presse. Schikanieren kann sie ihn nicht mehr. Die Frage, die er andauernd gestellt bekommt - ob er den nun wirklich und tatsächlich und wahrhaftig dem Land nie wieder als Premier dienen werde - mag er nicht beantworten. Er spielt mit ihr, kokett schon, wirft sie auch gern zurück an die Journalisten.

Golfen mit den Genossen

Golfen ist Thaksins Lieblingsbeschäftigung dieser Tage. Wöchentlich wird ein Golfplatz geehrt mit dem Besuch der Thaksin-Clique. Irgendwelche Schlüsselfiguren seiner Partei finden sich immer dafür. Zwischendurch aber trifft er die Kollegen in der Parteizentrale. Zu diskutieren gibt es viel. Am Montag (8.5.06) traf er dort gegen 11 Uhr vormittags an. Knappe zwei Stunden später kam die von allen erwartete Bombe.

Das thailändische Verfassungsgericht erklärte die - von Thaksin selbst vorgezogenen - Parlamentswahlen vom 2. April für ungültig; sie seien überstürzt abgehalten worden. Damit gaben die Richter den zwei Klägern, einem Juraprofessor und einer Bürgerorganisation, Recht. Die hatten sich über Wahlbetrug beschwert. Gleichzeitig ordnete das Gericht eine Wiederholung der Wahl an, ohne ein konkretes Datum zu nennen.

Ein Tag für Sternchen

Verfassungswidrig! Ein Tag des Sieges für alle Gegner Thaksins! Den kann man sich glatt rot anstreichen im Kalender. Vielleicht noch ein paar Fleißssternchen dazu kleben. Die Opposition, die die Wahl im April aus Protest boykottiert hatte, scheint prompt siegesgewiss. Oder zumindest bereit für den Wahlkampf.

Allen voran die Demokraten. Deren chamant-charismatischer Parteivorsitzende, Abhisit Vejjajiva, steht zur Verfügung. Er drängt sich den Thais in den letzten Wochen beinahe auf. Betont immer wieder, dass er bereit ist für den Premier-Posten. Als ob er sich selbst davon überzeugen müsste. Ihm entströmt der unangenehme Geruch der Unsicherheit.

Die Suche nach den gefallenen Würfeln

Zeit für einen Wahlkampf hatte es im April nicht gegeben. Die Zeit hatte nur für den Boykott gereicht. Doch auch jetzt, in der zweiten Runde, wird es kaum mehr als Anti-Thaksin-Parolen geben. Von den Demokraten nicht und auch nicht von der Allianz für Demokratie, der Bürgerbewegung, die den Stein ins Rollen gebracht hatte mit Massenprotesten gegen die korrupte politische Führerschaft.

Solche Parolen sind akzeptabel. Denn Thaksins Partei, die Thai Rak Thai, ist die eines einzigen Mannes. Thaksin war immer Zugpferd. Gegen ihn verblassen alle Genossen. Doch Parolen sind nie mehr als vereinfachte, leere Hüllen. Die Schlagworte sammeln sich schon, besonders bei der Allianz. Von Plänen keine Spur. Solide Parteiprogramme erwartet kein Mensch von der Opposition.

Der Allianz geliebter Feind Thaksin bleibt gelassen, klar. Zwei Stunden nach dem Urteilsspruch verließ er die Parteizentrale, winkte der Pressemeute lächelnd und stumm zu und machte sich auf den Weg in ein Café. Dort hatte er sich mit seiner Frau verabredet. Oh schöne Rentnerexistenz!