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Sabotagevorwürfe: Vier Kurden im Iran hingerichtet

29. Januar 2024

Die vier Männer wurden beschuldigt, einen Anschlag auf eine militärische Einrichtung geplant zu haben. Auftraggeber sei der Auslandsgeheimdienst Mossad des "Erzfeindes" Israel gewesen.

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Portraitfotos der vier hingerichteten Männer
Pejman Fatehi, Mohsen Mazloum, Mohammad Faramarzi und Wafa Azarbar wurden im Iran hingerichtetBild: Kurdpa

Die Todesurteile wurden am Montag vollstreckt, wie die iranische Justizbehörde auf ihrer Webseite Misan Online mitteilte. Nach Angaben von Menschenrechtlern erfolgten die Hinrichtungen im Ghezel Hesar-Gefängnis in Karaj. Zuvor hatte das Oberste Gericht des Landes die Berufung der vier angeklagten Kurden im Alter zwischen 26 und 28 Jahren abgewiesen.

Kurden sollen in Afrika geschult worden sein

Die vier Männer wurden beschuldigt, illegal aus der irakischen Region Kurdistan eingereist zu sein, um für den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad einen Bombenanschlag auf eine Fabrik in Isfahan zu verüben. Diese produziert Ausrüstung für das iranische Verteidigungsministerium. Der Anschlag sollte laut der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA im Sommer 2022 erfolgen. Er sei vom iranischen Geheimdienst vereitelt worden. Für die Operation seien die Männer vor ihrer Einreise in den Iran in einem afrikanischen Land durch Mossad-Agenten geschult worden, hieß es weiter.

Geständnisse unter Folter erzwungen

Die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw warf der Islamischen Republik einen unfairen Prozess vor. "Während des gesamten Verfahrens wurden den Gefangenen ihre grundlegenden Rechte auf rechtliche Vertretung, Besuche und sogar die Kommunikation mit ihren Familien verwehrt", schrieb Hengaw in einer Mitteilung. Die Geständnisse der vier Kurden seien unter Folter erzwungen worden.

Die Männer waren im September 2023 zum Tode verurteilt worden. Einen Monat zuvor hatten Irans Behörden mitgeteilt, ein "sehr komplexes" vom Mossad initiiertes Projekt zur "Sabotage" der ballistischen Raketenindustrie des Landes vereitelt zu haben. In dem Zusammenhang waren im Dezember 2023 bereits fünf Menschen unter ähnlichen Anschuldigungen exekutiert worden.

Drei Holzgalgen mit jeweils zwei Schlaufen
Todesurteile im Iran werden im allgemeinen durch den Strang vollstreckt (Symbolbild) Bild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopress/picture alliance

Langjährige Feindschaft zwischen dem Iran und Israel

Der schiitische Iran und Israel sind seit langem verfeindet. Israel sieht den Iran als große Bedrohung an und hat wiederholt mit militärischen Maßnahmen gedroht, um das Land am Erwerb von Atomwaffen zu hindern. Israel und westliche Staaten werfen der Führung in Teheran vor, Angriffe terroristischer Gruppen - wie der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon und der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen - gegen den jüdischen Staat massiv zu unterstützen. Israel, westliche Länder und auch einige arabische Staaten listen beide Organisationen als Terrorgruppen.

Der Iran erkennt Israel nicht an und beschuldigt es, das Atomprogramm der Islamischen Republik zu sabotieren. Die israelische Regierung sei für Angriffe auf Nuklearanlagen und Morde an Atomwissenschaftlern verantwortlich.

Menschenrechtsaktivisten kritisieren seit Jahrzehnten die Praxis der Todesstrafe im Iran. Offizielle Zahlen zu den Hinrichtungen gibt es nicht. Nach Erkenntnissen von Hengaw wurden im vergangenen Jahr 829 Menschen exekutiert. Amnesty International wirft den Behörden im Iran vor, die Todesstrafe als "Instrument der Unterdrückung" ethnischer Minderheiten einzusetzen.

se/sti/uh (dpa, ap, rtr, afp)