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Russland drosselt Gastransit durch Ukraine

6. Januar 2009

Wegen des Streits um neue Lieferkonditionen und unbezahlte Rechnungen will Russland künftig weniger Erdgas durch die Ukraine nach Westeuropa leiten. Drohen bei tiefwinterlichen Temperaturen in der EU Lieferengpässe?

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Arbeiter dreht Gashahn zu (Foto: AP)
Motto: Druck verstärken durch Gasdruck verringernBild: AP
Gazprom-Chef Alexej Miller (Foto: dpa)
Bezichtigt die Ukraine des Diebstahls: Gazprom-Chef MillerBild: picture-alliance/ dpa

Der Chef des staatlichen Energieriesen Gazprom, Alexej Miller, kündigte am Montag (05.01.2009) an, die russischen Gaslieferungen in jenem Umfang zu drosseln, in dem die Ukraine bisher russisches Gas "gestohlen" haben soll. Laut Miller zweigte die Ukraine bisher mehr als 60 Millionen Kubikmeter russischen Gases ab, das eigentlich für Kunden in der Europäischen Union bestimmt war. Der Gazprom-Chef betonte, sein Konzern werde alles dafür tun, die fehlenden Gasmengen in Europa auszugleichen. So solle künftig mehr Gas über Leitungen in Weißrussland, Polen und der Türkei Richtung Westen strömen.

Nach Angaben des ukrainischen Gasunternehmens Naftogaz hat Russland seine Erdgaslieferungen nach Europa um zwei Drittel gekürzt. Der russische Gasmonopolist Gazprom habe am Dienstag nur 92 Millionen Kubikmeter Erdgas für Europa geliefert, gegenüber 221 Millionen am Montag und 300 Millionen an den Vortagen, sagte Naftogaz-Sprecher Walentin Semljanski in Kiew.

EU berichtet von "Unregelmäßigkeiten"

EU-Energiekommissar Andris Piebalgs erklärte in Brüssel, weder die europäischen Verbraucher noch die Industrie müssten für die nächsten Wochen Versorgungsschwierigkeiten fürchten. In den vergangenen Tagen habe es in Ungarn, Rumänien, Polen und der Slowakei "Unregelmäßigkeiten" bei den Lieferungen über die Ukraine gegeben, jedoch "keine wesentliche Unterbrechung". Dies könne sich allerdings jederzeit ändern. Nach anfänglichem Zögern hat sich nun auch die Europäische Union in den Gasstreit eingeschaltet. Am Dienstag sollen hierzu EU-Gesandte mit Vertretern von Gazprom zusammentreffen.

Noch keine Auswirkungen auf Deutschland

In Deutschland machte sich der Gasstreit bisher nicht bemerkbar. "Wir bekommen zu 100 Prozent die Lieferungen, die wir auch bestellt haben", sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Berlin. Die beiden größten deutschen Importeure von russischem Erdgas, Eon Ruhrgas und Wingas, bestätigten dies. Die Bundesregierung appellierte nochmals an Russland und die Ukraine, ihren Streit beizulegen. Beide Seiten müssten ihre Gespräche wieder aufnehmen und eine langfristige Lösung finden, sagte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU).

210$ ? ... 450$ !

Hauptquartier von Gazprom in Moskau (Foto: AP)
Machtzentrale in Moskau: Gazprom-HauptquartierBild: AP

In dem Konflikt geht es um die Bezahlung bereits gelieferten Erdgases und neue Lieferkonditionen für 2009. Russland will die bisher relativ niedrigen Preise für die Ukraine langsam auf Marktniveau anheben. Gazprom hat zuletzt 450 Dollar für 1000 Kubikmeter Gas von der Ukraine gefordert. Im vergangenen Jahr hatte die Ukraine das Gas noch für knapp 180 Dollar erhalten. Künftig will die ehemalige Sowjetrepublik maximal 210 Dollar je 1000 Kubikmeter zahlen. (wa)