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Journalisten bedroht

24. März 2010

Journalisten, die von Gerichtsprozessen oder über Ermittlungen berichten beklagen zunehmende Gewaltandrohungen durch mutmaßliche Straftäter. Der Journalistenverband fordert schnellere Ermittlungen gegen die Täter.

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Vehbi Kajtazi, Porträt (Foto: DW/ Bekim Shehu)
Der Enthüllungsjournalist Vehbi KajtaziBild: Bekim Shehu

Vehbi Kajtazi ist ein junger Journalist der Tageszeitung Koha Ditore. Seine Spezialität ist der Enthüllungsjournalismus. Deshalb erhält Kajtazi viele Drohungen: "Ich wurde innerhalb eines Jahres von derselben Person zweimal bedroht. Es war ein ehemaliger Kommandant der Kosovo Befreiungsarmee (UCK). Er hatte mich bedroht, weil ich über Straftaten seiner Söhne berichtet hatte. Ein anderes Mal hat mich sogar ein Richter des Kreisgerichts in Prishtina bedroht, weil ich berichtet hatte, dass ein Ermittlungsverfahren gegen ihn läuft."

Kajtazis Arbeit ist nicht immer ungefährlich. Oft geht er Fällen nach, in denen hochrangige Staatsbedienstete in Korruption und Vetternwirtschaft verstrickt sind. Auch berichtet er über Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und über Gerichtsverfahren gegen Mitglieder einflussreicher Interessengruppen, denen Verbindungen zur organisierten Kriminalität nachgesagt werden.

Drohungen erschüttern das Sicherheitsgefühl

Die Drohungen erreichen Kajtazi meist per Telefon: "Mir wurde wegen meiner Berichte für Koha Ditore sogar schon Mord angedroht. Ich hatte über Straftaten berichtet und die Täter genannt. Weil es diesen Leuten sicher nicht gefiel, dass dies an die breitere Öffentlichkeit gelangt, haben sie so versucht, mich einzuschüchtern." Trotzdem will der Enthüllungsjournalist weiterhin seiner Arbeit nachgehen, auch wenn die Drohungen eine schwere Bürde für ihn und seine Familie darstellen.

Polizeisprecher Baki Kelani an seinem Computerarbeitsplatz (Foto: DW / Bekim Shehu)
Polizeisprecher Baki Kelani verspricht HilfeBild: Bekim Shehu

Die Polizei des Kosovo bestätigt, dass sie mehrmals über Fälle von Drohungen gegen Journalisten informiert wurde. Baki Kelani, Pressesprecher der Polizei, sagt, dass die Polizei die Aufgabe hat, die Bürger des Kosovo zu schützen, und dass sie bereit ist, für bedrohte Journalisten auch noch etwas mehr zu tun, je nach der Schwere der Bedrohung.

Drohungen nehmen zu

Allerdings kann die Polizei nicht jeden bedrohten Journalisten permanent bewachen. Der Journalistenverband des Kosovo hat für das vergangene Jahr 20 Fälle von Drohungen gegen Journalisten dokumentiert. "Die Regierungsinstitutionen beteuern immer wieder, dass die Journalisten im Kosovo nicht bedroht sind. Demnach genießen die Journalisten volle Meinungsfreiheit. Das stimmt aber nicht, wenn wir uns die Drohungen anschauen. Üblicherweise erwarten wir im Kosovo nämlich nicht, dass Journalisten ermordet oder schwer verletzt werden, wie es in totalitären Staaten vorkommt," sagt Ymer Mushkolaj Direktor des Verbandes.

Auch internationale Organisationen haben ihre Besorgnis über die zunehmenden Drohungen gegen Journalisten ausgedrückt. Die Gesellschaft könne sich nicht damit abfinden, dass Ermittlungen gegen diejenigen, die Journalisten Gewalt androhen oft ergebnislos enden, erklärte die Organisation Reporter ohne Grenzen. Insbesondere sei es besorgniserregend, wenn die Behörden nichts unternehmen, um den Medien ihre legitime Arbeitsausübung in Sicherheit zu ermöglichen.

Autor: Bekim Shehu / Fabian Schmidt
Redaktion: Julia Kuckelkorn