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Radprofis kurz vor dem Startschuss

Katharina Wojczenko 4. Juli 2008

Am Samstag beginnt für Radsportfans die wichtigste Zeit des Jahres, dann startet in Brest die 95. Tour de France. In Frankreich ist der Enthusiasmus gedämpft: Vor dem Startschuss herrschen Nostalgie und Ernüchterung.

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Der Spanier Alejandro Valverde telefoniert während des Radtrainings zur Tour de France 2008, Teamkollegen im Hintergrund (03.07.08/AP)
Training zur Tour de France 2008Bild: AP

Die Tour de France ist für Profis die größte Herausforderung, die der Radsport zu bieten hat. Der Journalist Henri Desgrange rief die Große Schleife 1903 als Werbeaktion für seine Sportzeitschrift "L'Auto" ins Leben. Zum ersten Mal wurden mehrere Radrennen direkt nacheinander durchgeführt und die Zeiten addiert. Diesem Prinzip ist die Tour über die Jahre treu geblieben und ist auch immer noch prestigeträchtiger als ihre kleinen Schwestern Giro d'Italia und Vuelta a España. Sonst hat sich jedoch einiges geändert.

Die Zeiten, in denen die Sportler ohne Gangschaltung bis zu 400 Kilometer am Tag zurücklegten, sind längst vorbei. Mittlerweile legen die Radprofis in drei Wochen in 21 Etappen 3500 Kilometer zurück. Dem Sieger winken ein Preisgeld und vor allem Werbeverträge in Millionenhöhe. Die Verlockung zum Betrug ist dementsprechend groß. Die Dopingskandale der letzten Jahre sind am französischen Publikum nicht unbemerkt vorübergegangen.

Treue trotz Skandale

Sehr ernüchternd finden die Fans die Doping-Skandale. "Ich mag die Tour de France sehr und schaue sie mir trotzdem an, aber man fragt sich dann doch immer wieder, ob die Sportler sauber sind", sagt ein Fan. Kritisiert wird auch, dass die Tour de France immer kommerzieller werde und dort das Geld aus den Fenstern geworfen werde, sagt ein anderer Anhänger. Sozialkritische Stimmen mischen sich mit Nostalgie-Gefühlen. Denn die Tour de France war früher ein Ereignis, das die ganze Familie vor dem Fernseher versammelte. Für viele Franzosen gehört sie deshalb zu den schönsten Kindheitserinnerungen.

Silence-Lotto-Team trainiert für die Tour de France, von unten fotografiert während sie an einer Wiese vorbeifahren (03.07.2008/AP)
Die Radsportler werden besonders geprüft nach den vielen Doping-SkandalenBild: AP

"Als ich ein Kind war, hatte ich Idole wie Bernard Hinault und Laurent Fignon", erzählt ein Mann. "Ich hab mir die Tour angeschaut und dann hab ich mir meine eigene Rennstrecke aufgebaut." Heute wird die Tour nicht nur an der Strecke, sondern auch am Fernseher verfolgt. Und der ein oder andere tut dies vor allem aus Liebe zur Landschaft, und weniger aus Liebe zum Sport. So könne man Dörfer, Städte und Berge kennenlernen, erzählen die Fans.

Auch außerhalb Frankreichs wird geradelt

Auch in diesem Jahr führen kleine Abstecher in die französischen Nachbarländer, nämlich nach Prato Nevoso in den Seealpen und nach Cuneo im Piemont in Italien. Sie sorgen für internationales Flair bei der Tour. Eine besondere Herausforderung ist in diesem Jahr die Etappe durchs Zentralmassiv. Überhaupt sind es die Bergetappen, die den Sportlern das Äußerste abverlangen und dementsprechend für die Fans zu den Höhepunkten zählen. "Ich komme aus den Pyrenäen und kenne das alles. Mir geht es vor allem um die Kraft, die dahinter steckt und um die Atmosphäre", erzählt ein Fan.

Die Tour de France endet am Sonntag, den 27. Juli 2008, mit dem traditionellen Endspurt auf der Avenue des Champs-Elysées in Paris. Spätestens dann wird sich zeigen, ob sie immer noch die Massen begeistert.