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Nordkorea schließt Kurswechsel aus

30. Dezember 2011

Nach dem Machtwechsel hat das Regime in Pjöngjang die erste politische Ankündigung gemacht: Alles wird beim Alten bleiben. Südkorea und seine Verbündeten sollten nicht auf politische Veränderungen hoffen.

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Kim Jong Un (Foto: dapd)
Er will die Politik seines Vaters fortführen: Kim Jong UnBild: dapd

Auch nach dem Tod des langjährigen Diktators Kim Jong Il hält Nordkorea an dessen politischen Kurs fest. Der neue Führer Kim Jong Un werde in dem abgeschotteten und verarmten kommunistischen Land die Politik seines Vaters fortführen. Dies teilte die Nationale Verteidigungskommission nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA am Freitag (30.12.2011) mit. Künftig werde es auch weiterhin keine Gespräche mit der Regierung in Südkorea geben.

"Wir erklären feierlich und stolz, dass die törichten Politiker in der Welt, einschließlich der Marionettengruppe in Südkorea, keinen Wandel erwarten sollten", hieß es in der von den Staatsmedien verbreiteten Erklärung des mächtigsten Entscheidungsgremiums des Staates.

Nach dem Tod von Kim Jong Il und der Machtübernahme durch seinen jüngsten Sohn bestand international die Hoffnung, dass es einen gewissen Wandel in der Haltung Nordkoreas geben könnte. Doch es fehlt Kim Jong Un an politischer Erfahrung und deshalb verwundert es nicht, dass er in die politischen Fußstampfen seines Vaters tritt. Experten rechnen damit, dass er in den ersten Jahren unter der Aufsicht seines Onkels Jang Song Thaek regiert, der als graue Eminenz des Staates gilt und im Hintergrund die Fäden zieht. Die genaue Machtverteilung bleibt intransparent.

Vorwurf: Südkorea Anteilnahme verweigert

Ganz im Stil des verstorbenen Kim Jong Il drohte Nordkorea sogar seinem südlichen Nachbarn in seiner Mitteilung. So kündigte die Nationale Verteidigungskommission Vergeltung für die "unverzeihlichen Sünden" Südkoreas während der Beisetzung des Machthabers an. Man werde Südkorea dafür zahlen lassen.

Das Regime kritisiert Südkoreas Regierung dafür, private Kondolenzbesuche in Nordkorea verboten zu haben. Mit Ausnahme von zwei Delegationen unter der Leitung der Witwe des früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und des Präsidenten der Hyundai-Unternehmensgruppe durfte niemand vor der Beisetzung in den Norden reisen. Die Regierung in Seoul schickte zudem keine Beileidsdelegation. Nordkorea war zudem darüber verärgert, dass die südkoreanische Regierung erlaubt hatte, dass am Tag der Beerdigung Aktivisten Ballons mit Flugblättern in den Norden fliegen ließen. Darin kritisierten sie die nordkoreanische Regierung und riefen zu ihrem Sturz auf.

Nach der Trauer: provokativ und offensiv

Trauerfeier mit Zehntausenden in Pjöngjang (Foto: dpa)
Die staatlich verordnete und inszenierte Trauer ist zu EndeBild: picture-alliance/dpa

Außerdem schob die Nationale Verteidigungskommission jeglichen Kontakten mit der südkoreanischen Regierung einen Riegel vor und nannte den Präsidenten Lee Myung Bak einen "Verräter".

Die Erklärung kam einen Tag nach dem Ende der offiziellen Trauerzeit für Kim Jong Il, der am Mittwoch feierlich in der Hauptstadt Pjöngjang beigesetzt worden war. Der Machthaber war am 17. Dezember gestorben. Bei einer abschließenden Gedenkfeier mit Zehntausenden Menschen auf einem Platz in der Hauptstadt hatte das Regime Kims jüngsten Sohn zum "obersten Führer der Partei, des Militärs und des Volks" erklärt. Nordkorea hatte während der 13-tägigen Trauerperiode mehrfach bekräftigt, dass das Militär weiterhin ein mächtiges Organ im Land bleibe.

Gefährliche Konfrontationen auf See

Die Spannungen auf der geteilten koreanischen Halbinsel hatten sich nach zwei folgenschweren militärischen Zwischenfällen im Jahr 2010 verschärft. Nordkoreas Küstenartillerie hatte im November eine zu Südkorea gehörende grenznahe Insel beschossen. Außerdem macht Südkorea den Norden für den Untergang eines seiner Kriegsschiffe im März verantwortlich. Bei den beiden Vorfällen waren insgesamt 50 Menschen gestorben.

Schließlich brach Nordkorea im Mai 2010 die Beziehungen zum Süden komplett ab, weil Seoul Strafmaßnahmen gegen das Nachbarland verhängt hatte. Erst in diesem Jahr gab es vereinzelte Kontakte zwischen Regierungsvertretern beider Staaten.

Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, afp, dapd, rtr)

Redaktion: Nicole Scherschun