1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mit Ziegen und Bäumen fing es an

Dorothee Berendes 27. Mai 2005

Auf dem Evangelischen Kirchentag traf Wangari Maathai heute Bundeskanzler Schröder. Dorothée Berendes hat mit der Friedensnobelpreisträgerin gesprochen. Und gelernt wie Umweltschutz global organisiert werden kann.

https://p.dw.com/p/6gjC
Der Kanzler und die FriedensnobelpreisträgerinBild: AP

Die Friedensnobelpreisträgerin 2004 Wangari Maathai hat sich vor wenigen Tagen in Washington mit Regierungsvertretern und dem zukünftigen Präsidenten der Weltbank Paul Wolfowitz getroffen. "Wir müssen uns gegenseitig ermutigen und die Bürger weltweit bestärken. Jeder von uns kann etwas tun!" - Wangari Maathai fühlte sich ganz in ihrem Element, als sie ihre Botschaft verkündet. Sie wirkt jung mit ihren 65 Jahren. Dabei hat sie im Kampf gegen die Abholzung einen langen, beschwerlichen Feldzug hinter sich. Doch nach ihrem Elan zu beurteilen, scheint sie erst auf halber Strecke zu sein.

Der Friedensnobelpreis 2004 hat ihr den Ansporn gegeben weiter zu machen: "Eine Friedensnobelpreisträgerin zu sein, kann eine ganz schön überwältigende Erfahrung sein, wenn es um die vielen Briefe von Menschen geht, die ihre Anteilnahme ausdrücken möchten." Die Tatsache, dass der Preis für den Umweltschutz an eine Person aus Afrika vergeben wurde, die an der Basis arbeitet und mit der Friedensbewegung und Demokratisierung in Entwicklungsländern verbunden wird, habe ihr die ganze Welt eröffnet.

Acht Cent pro Baum

1,5 Millionen Dollar hat sie in Oslo im letzten Jahr bekommen. Wie hat sie den Preis seitdem eingesetzt? "Das Geld wird sehr vorsichtig verwendet. Wir haben es nicht eilig, denn ich denke an die Zukunft und möchte eine Stiftung gründen. Ich brauchte auch Geld für laufende Projekte."

Wangari Maathai
Wangari MaathaiBild: AP

30 Millionen Bäume hat Wangari Maathai in den letzten 30 Jahren mit ihrer Umweltschutzorganisation "The Green Belt Movement" in Kenia gepflanzt. Doch, so sagt sie, es müssten noch viel mehr sein. Sie beschäftigt zahlreiche Frauen, die ihr beim Aufforsten helfen und wo sie den Friedensnobelpreis gut einsetzen kann. Acht US-Cent pro Sämling bekommen die Frauen als Entschädigung aus dem Nobelpreis-Topf. Zudem fließt Geld in das Projekt "Civic and environmental education". Das ist ein Erziehungsprogramm für Einheimische in Kenia in Sachen Umweltschutz.

Die Hälfte ist weg

Matthai setzt sich vor allem für dauerhafte Projete ein: Da gibt es die Finanzierung von Bienenstöcken oder die Anschaffung von Ziegen oder Milchkühen, um vor allem Frauen in Kenia zu helfen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Und dann setzt sich Maathai mit ihrer Organisation "The Green Belt Movement" immer wieder für das Aufforsten von Regenwäldern in Entwicklungsländern ein.

"Genau genommen brauchen wir Millarden Bäume auf diesem Planeten. Wenn wir über den Treibhauseffekt sprechen, fragen viele was wir dagegen machen. Wir versuchen die Menschen vor allem in den Entwicklungsländern zu mehr Umweltbewusstsein zu erziehen. Wir betreiben Aufforstungen von Regenwäldern und schaffen neue Vegetationen auf dem Land. Wir verhindern, daß mit Kohle geheizt wird und ermutigen die Leute zu Alternativen. Wir sagen ihnen zumindest, was sie tun sollen."

Wangari Matthai kennt die Fakten: 50 Prozent der Regenwälder sind in den letzten Jahrzehnten weltweit gerodet worden. Das Abholzen geht weiter. Jährlich verschwinden Wälder, die insgesamt zwei Mal so groß sind wie die Gesamtfläche Österreichs. Haiti, der Kongo und der Amazonas bereiten ihr nach wie vor Kopfzerbrechen. Dort stehe das Abholzen der Bäume und die Landwirtschaft im krassen Gegensatz zu dem, was die Regierungen, Firmen und die Einzelpersonen eigentlich tun sollten.

Wenn man Wangari Maathai zuhört, fragt man sich, wo sie die Geduld hernimmt, Mitmenschen immer wieder für ihre Sache zu begeistern. Ihr Leben ist nicht nur mit Erfolgen gepflastert. Sie mußte bei ihren Umweltinitiativen Gewaltätigkeiten erleiden und wurde ins Gefängnis gesteckt, weil sie als minderwertige Frau, Radikale oder Kriminelle abgestempelt wurde. Sie hat viele Rückschläge mit Regierungen, Konzernen und Einheimischen hinnehmen müssen. Was hat sie in den letzten 30 Jahren immer wieder angetrieben weiterzumachen? "Ich tue was ich kann, und das ist, was wir alle tun sollten."

Viel unterwegs

Nach dem Treffen in Washington reiste Wangari Maathai am 25. Mai nach Berlin, um dort hochrangige Politiker zu treffen. Danach ist sie bis zum 30. Mai 2005 Ehrengast beim Evangelischen Kirchentag in Hannover.