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Ein Basketballprojekt in Namibia

10. Januar 2011

Strukturen aufbauen und nebenbei kleine Artisten ausbilden: Die Arbeit des deutschen Basketballtrainers Frank Albin in Namibia ist vielfältig. Seit zwei Jahren arbeitet er für die internationale Sportförderung in Afrika.

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Namibische Mädchen beim Basketballtraining Fotograf: Felix Hoffmann
Namibische Mädchen trainieren BasketballBild: DW/Hoffmann

Eine Schule in Katutura, einem ehemaligen Township in der namibischen Hauptstadt Windhuk. Schreiend und lachend laufen hunderte Kinder aus dem flachen Gebäude in die Morgensonne, als die Schulklingel schrillt. Die Mädchen tragen dunkelrote Kleidchen, die Jungen graue Hosen und blaue Hemden. In der nächsten Schulstunde ist Frank Albin hier draußen auf dem Hof der Lehrer. Auf dem Lehrplan steht: Basketball.

Albin leistet in Namibia Hilfe zur Selbsthilfe. 2008 kam er zum ersten Mal im Rahmen eines Kurzzeitprojektes des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in das Land im Süden Afrikas. Inzwischen ist es ein Langzeitprojekt geworden. Albin unterstützt in diesem Rahmen den namibischen Basketballverband zum Beispiel beim Strukturaufbau oder bei der Trainerausbildung. Er fährt in entlegene Dörfer, um dort für seinen Sport zu werben und bei der Gründung von regionalen Verbänden Hilfestellung zu geben.

Ein paar Bretter, ein bisschen Farbe - fertig ist das Spielfeld

Der Leiter des Basketballprojektes in Namibia, Frank Albin, mit seinen Schülern Fotograf: Felix Hoffmann
Der Leiter des Basketballprojektes in Namibia, Frank Albin, mit seinen SchülernBild: DW/Hoffmann

Gerade abseits der Hauptstadt Windhuk stößt Albin immer wieder auf schwierige Umstände. Es gibt kaum ausgebildete Trainer, geschweige denn Sportplätze. "Manchmal fahre ich an einen Ort, finde dort eine schlichte Betonfläche, säge ein paar Bretter zurecht, bemale sie und schraube eine Metallstange daran. Dann habe ich schon mal Körbe", erzählt Albin. Zum Schluss werden noch die Seitenlinien auf den Beton gemalt - fertig ist das Spielfeld.

Vor Ort versucht er vor allem Kinder und Jugendliche für seinen Sport zu begeistern, indem er unter anderem Trainingscamps durchführt. Doch auch dabei ist er immer wieder vor Probleme gestellt: "Es fehlt an Ausrüstung und Sportkleidung. Kaum ein Kind hat Turnschuhe oder Sporthosen. Da bin ich auf Spenden aus Deutschland angewiesen." Ist endlich alles bereitet, machen ihm die extreme Hitze und Sandstürme nicht selten zu schaffen. "Da weiß man erst, wie schön es in so einer alten Schulturnhalle sein kann", sagt der 39-Jährige.

Zuerst die Bildung, dann der Sport

Viel Zeit investiert Albin in das Projekt der Basketball Artists School in Katutura, die auf seiner eigenen Idee beruht und für das er von der Organisation Isibindi aus Freiburg mit Spendengeldern finanziell unterstützt wird. 12 Jungen und 12 Mädchen hat er mit anderen einheimischen Coaches aus insgesamt 2500 Schülern ausgewählt und lehrt sie nun Woche für Woche nach der regulären Schule in Ballhandling, bringt ihnen Tricks und Kunststücke bei. Ziel: In Anlehnung an die Harlem Globetrotters soll ein Programm entstehen, mit dem die Kinder vor Publikum auftreten können. "Allerdings soll, im Gegensatz zu den Globetrotters, bei den Kindern vor allem der Sport und nicht so sehr die Show im Mittelpunkt stehen", betont Albin.

Doch es geht auch nicht nur um Sport. "Unser Motto ist Education first, Basketball second", sagt Albin. Übersetzt heißt das: zuerst die Bildung, dann der Sport. "Die Kinder bekommen eine geregelte Mahlzeit am Tag, schulische Nachhilfe und wir klären sie zum Beispiel in Sachen Aids auf." Denn Armut und soziale Probleme sind Albin bei seiner Arbeit in Namibia täglich präsent. "Viele Kinder haben keine intakte Familie viele sind Waise, vor allem durch Aids verursacht."

Sport als Türöffner

Basketballspieler im Sudan Fotograf: Simone Schlindwein
Meist wird unter freiem Himmel gespielt, weil Hallen fehlenBild: DW/Schlindwein

Laut Unicef ist jeder fünfte Namibier zwischen 15 und 49 Jahren HIV-infiziert. Hochrechnungen gehen von rund 230.000 infizierten Personen aus - bei insgesamt nur rund zwei Millionen Einwohnern. Weitere Probleme in Namibia sind die hohe Arbeitslosigkeit - vor allem innerhalb der schwarzen Bevölkerung - und die niedrigen Löhne. Der Sport dient als Türöffner, um wichtige soziale Themen vermitteln zu können und die Chancen der Kinder auf eine bessere Zukunft zu erhöhen. Albin: "Einige unserer Kinder haben am Schuljahresende Auszeichnungen für besonders gute schulische Leistungen erhalten. Allerdings darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Kinder große Defizite im Lesen, Schreiben und Rechnen haben."

Doch genau hier sieht auch der DOSB die größten Erfolge des Projekts. "Die meisten Jugendlichen in der Region schaffen ihren Schulabschluss nicht. Wenn sich das bei diesen Kindern ändert, wäre das doch schon ein enormer Erfolg", sagt Katrin Merkel, die Leiterin der Abteilung "Internationales" beim olympischen Sportbund.

Rund tausend Euro kostet das Projekt der Artists School im Monat. Um es auch 2011 noch weiter fortführen zu können, sucht der in Deutschland zuletzt als Bildungsreferent der Badischen Sportjugend tätige Albin noch nach Spendern. Nachdem es 2010 bereits einige Auftritte seiner Artisten gegeben hat, möchte er nun einige Touren durch das Land organisieren. Im Herbst endet dann auch die erste Phase seines Engagements im Rahmen der internationalen Sportförderung. Doch es ist sehr gut möglich, das es um noch einmal zwei Jahre verlängert wird.

Autor: Felix Hoffmann
Redaktion: Wolfgang van Kann