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Auf Einkaufstour

Anke Hagedorn, Brüssel15. September 2008

Beim Lufthansa-Management zeichnet sich ein aggressiver Expansionsdrang ab. Die Kranich-Airline ist jetzt mit der seit langem geplanten Übernahme der belgischen Brussels Airlines einen wichtigen Schritt vorangekommen.

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Maschinen von Lufthansa und Brussels Airlines stehen auf dem Rollfeld: Bei der deutschen Fluglinie mit dem gelben Kranich-Logo gibt es noch weitere Expansionswünsche (Foto: DPA)
Bald unter den Fittichen der Kranich-Airline: die belgische Gesellschaft Brussels AirlinesBild: picture-alliance/dpa (M)

Die Deutsche Lufthansa steigt bei der belgischen Fluggesellschaft Brussels Airlines ein. Zweieinhalb Wochen nach der offiziellen Bestätigung der Übernahmegespräche sind am Montag (15.9.2008) alle wichtigen Einzelheiten ausgehandelt. Lufthansa will sich zunächst für 65 Millionen Euro 45 Prozent an der Brussels-Airlines Muttergesellschaft SN Airholding sichern. Nach zwei Jahren dürften dann die restlichen Anteile folgen.

Brussels Airlines soll dabei eine eigenständige Fluggesellschaft unter den Fittichen des Lufthansa-Konzerns bleiben. Mit dem Zukauf würde Lufthansa vor allem die Flugverbindungen nach Afrika ausbauen und verstärkt Zugriff auf den Geschäftsreiseverkehr in die EU-Metropole Brüssel erhalten.

Ein Baustein im Lufthansa-Konzept

Brussels Airlines hat ca. 3000 Beschäftigte und beförderte 2007 rund 5,8 Millionen Passagiere. Die belgische Fluggesellschaft ging aus der staatlichen Airline Sabena hervor, die 2001 Konkurs anmeldete. Später fusionierte das Unternehmen mit dem früheren Billigflieger Virgin Express.

Die Übernahme von Brussels Airlines ist ein Baustein innerhalb eines größeren Expansionskonzeptes der Lufthansa. Die Karten in der europäischen Luftfahrtbranche werden derzeit neu gemischt. Die gestiegenen Treibstoffkosten und die schwächere Wirtschaftsentwicklung bringen viele Airlines in Bedrängnis und heizen die Fusionswelle an.

Als nächstes Konkurrent SAS?

Die erste Etappe der Einkaufstour von Lufthansa war vor drei Jahren der Kauf des angeschlagenen Schweizer Flugkonzerns Swiss. Ein gutes Geschäft für Lufthansa. Der Kaufpreis lag bei rund 310 Millionen Euro. Heute ist die Airline mehrere Milliarden Euro wert.

Als nächstes hat die Lufthansa offenbar den skandinavischen Rivalen SAS im Visier. Damit würde die deutsche Airline näher an den Konkurrenten Air France-KLM heranrücken. KLM ist gemessen am Verkehrsaufkommen nach verkauften Sitzkilometern sowie am Frachtvolumen die bislang größte europäische Fluggesellschaft. Diesen Spitzenrang könnte die Lufthansa ihr nach der Übernahme von SAS streitig machen.

Gut bei Kasse

Finanziell wäre der Zukauf für Lufthansa kein Problem. An der Börse war SAS in der Woche zuvor umgerechnet etwa 830 Millionen Euro wert. Lufthansa erwartet im laufenden Jahr einen operativen Gewinn von knapp 1,4 Milliarden Euro. Auch der Zeitpunkt für eine Übernahme scheint günstig - die SAS-Aktien haben 2007 über 60 Prozent an Wert verloren, bevor sie in den vergangenen drei Monaten einen Teil davon wieder wettmachten.

Auch an der angeschlagenen österreichischen Austrian Airlines bekundete Lufthansa offenbar Interesse. Die Fluggesellschaft rechnet 2008 mit einem Verlust von rund 70 Millionen Euro. Insgesamt hat die Gesellschaft mit ihren rund 8000 Beschäftigten in den vergangenen Jahren mehr als 800 Millionen Euro Schulden eingeflogen.