1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikKuba

Kubaner protestieren gegen Strom- und Lebensmittelknappheit

18. März 2024

In mehreren Städten Kubas sind Menschen aus Verärgerung über ständige Stromausfälle und Nahrungsmangel auf die Straße gegangen. Das Regime reagierte prompt.

https://p.dw.com/p/4dqUB
Kuba | Santiago de Cuba
In der zweitgrößten Stadt Kubas, Santiago de Cuba, leuchten oft nur Autoscheinwerfer - der Strom fällt immer wieder aus (Archiv)Bild: Joe Raedle/Getty Images

In Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt des Landes, skandierten die Demonstranten "Strom und Essen", wie Videos in den sozialen Medien zeigten. In den Filmaufnahmen war auch immer wieder der Schlachtruf "Patria y Vida" (deutsch: Vaterland und Leben) zu hören. Das ist zugleich auch der Titel eines populären Protestsongs. Dafür war Autor und Grammy-Gewinner "Maykel Osorbo" im Juni 2022 in Kuba zu neun Jahren Haft verurteilt worden.

Im rund 800 Kilometer von der Hauptstadt Havanna entfernten Santiago de Cuba im Südosten des Landes hatte es in den vergangenen Tagen immer wieder Stromausfälle gegeben, die bis zu 14 Stunden dauerten. Auch in anderen Provinzen Kubas fällt der Strom bis zu 18 Stunden und mehr am Tag aus. Proteste gab es außer in Santiago auch in anderen kubanischen Städten.

Offiziellen Angaben zufolge hängen die Stromausfälle, die Kuba seit Anfang März plagen, mit Wartungsarbeiten im größten Kraftwerk des Landes zusammen, welches sich in der Provinz Matanzas östlich von Havanna befindet. Am Wochenende kam auch noch Treibstoffknappheit hinzu. Der Treibstoff wird für den Betrieb anderer Kraftwerke gebraucht.

Streit auf X

Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel reagierte auf die Proteste und erklärte im Onlinedienst X, einige Menschen hätten in Santiago ihre "Unzufriedenheit" mit der Strom- und Lebensmittelversorgung zum Ausdruck gebracht. Der Staatschef fügte hinzu, dies werde von "Feinden der Revolution" für destabilisierende Zwecke missbraucht. "Terroristen" aus den USA würden versuchen, weitere Aufstände zu schüren. 

Die US-Botschaft in Kuba forderte die kubanische Regierung - ebenfalls via X - dazu auf, die Rechte der Demonstranten zu respektieren. Die Replik des kubanischen Außenministers Bruno Rodríguez an Washington erfolgte auch auf X: Er rief die USA auf, sich "nicht in die inneren Angelegenheiten des Landes einzumischen".

Der staatliche Sender CubaDebate berichtete, Polizei sei in Santiago eingetroffen, um "Gewalt zu verhindern". Präsident Díaz-Canel rief zu einer "Atmosphäre der Ruhe und des Friedens" auf. Anschließend wurden zwei mit Reis beladene LKW nach Santiago geschickt.

Katastrophale Lage in Kuba

Die Versorgungslage in Kuba ist katastrophal. Zuletzt sorgten Meldungen für Aufsehen, dass die Regierung das Welternährungsprogramm erstmals um die Lieferung von Milchpulver gebeten habe, um die Versorgung von Kleinkindern sicherzustellen. Die offiziell nicht zugelassene Opposition wirft den Machthabern Korruption und ein dysfunktionales Planwirtschaftsmodell vor. Tatsächlich wurde Wirtschaftsminister Alejandro Gil kürzlich wegen angeblicher Korruption verhaftet.

Kuba | Proteste in Havanna
Regierungskritische Proteste in Havanna (Archivbild) Bild: Ramon Espinosa/AP/picture alliance

Erschwerend für Kubas Gesellschaft kommen massive Probleme durch den andauernden Exodus hinzu. Seit Ausbruch der Proteste vor rund drei Jahren haben rund drei Prozent der Bevölkerung den Inselstaat überwiegend in Richtung USA verlassen. Die US-Behörden zählten rund 300.000 Migranten seit 2021.

mak/se (afp, rtr, kna)