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Karlspreis für Andrea Riccardi

21. Mai 2009

Der Gründer der katholischen Laienbewegung Sant'Egidio, Andrea Riccardi, hat den 50. Internationalen Karlspreis zu Aachen erhalten. Riccardi wird geehrt für sein Engagement gegen Krieg, Hunger und Armut.

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Der italienische Historiker Andrea Riccardi (Archivfoto vom 23.09.2007: dpa)
Karlspreisträger Andrea RiccardiBild: picture-alliance/ dpa

Aachens Oberbürgermeister Jürgen Linden hat den diesjährigen Karlspreis-Träger Andrea Riccardi bei der Verleihung am Donnerstag (21.05.2009) als Botschafter und Vetreter europäischer Werte gewürdigt. Riccardi und die von ihm gegründete katholische Laienorganisation Sant'Egidio seien in Europa und der Welt unterwegs, so Linden, um soziale Gerechtigkeit, Anstand und Solidarität zur Grundlage gesellschaftlichen Handelns zu machen. Die Laienbewegung Sant'Egidio sei ein Vorbild für die in der Welt notwendige ethische Grundordnung. Riccardi sei anerkannt, "weil er auf einem Feld Kompetenz erweist, wo Politik noch vielfach versagt", sagte Linden in Aachen.

Der Präsident des Netzwerks Europäische Bewegung, Pat Cox, betonte besonders drei Qualitäten des Karlspreisträgers Riccardi. Der Römer sei ein Mann der Forschung, des zivilgesellschaftlichen Engagements und des Glaubens, sagte Cox bei der Karlspreisverleihung in Aachen.

Vermittlung zwischen Konfliktparteien in Mosambik

Schulunterricht in einem Küstendorf in Mosambik(Foto: Jürgen Sorges)
Sant'Egidio vermittelte Friedensabkommen in MosambikBild: J. Sorges

Mehrfach vermittelte die katholische Laienbewegung zwischen afrikanischen Konfliktparteien. Der jahrzehntelange Bürgerkrieg in Mosambik wurde 1992 mit einem in Rom unterzeichneten Friedensabkommen beendet, unter maßgeblicher Beteiligung von Sant'Egidio. "Wir machen keine Politik, wir machen Friedensarbeit", gab sich Riccardi bescheiden. "Es sei denn, man nennt jede Form von sozialem Engagement Politik."

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul würdigte die von Riccardi gegründete Laienbewegung für ihre besonderen Verdienste in Mosambik, aber auch für das Engagement gegen Aids in Afrika. "Jenseits der großen Diplomatie hat die Gemeinschaft von Sant'Egidio gezeigt, dass gerade die Zivilgesellschaft einen wichtigen Beitrag für eine friedlichere Welt leisten kann", erklärte die Bundesministerin.

Gründung und Hauptsitz in Rom

Traditionelles Weihnachtsessen für Obdachlose und Bedürftige in der Kirche S. Maria im römischen Stadtteil Trastevere (Foto: dpa)
Bis heute hat Sant'Egidio den Hauptsitz im römischen TrastevereBild: picture-alliance/ dpa

Der 1950 in Rom geborene Historiker Riccardi hatte die Gemeinschaft Sant'Egidio zusammen mit einer Gruppe Studenten im römischen Stadtteil Trastevere gegründet, um arme Menschen mit Essen und Kleidung zu versorgen. Ihren Namen erhielt die Laienorganisation nach dem ehemaligen Karmeliterinnenkloster in Trastevere, in dem Sant'Egidio bis heute seinen Hauptsitz hat.

"Vielleicht ist es ein Traum, den Krieg abschaffen zu wollen, aber wir dürfen auf solche Träume nicht verzichten", sagte Andrea Riccardi. Ganze Bibliotheken seien einst gefüllt worden mit der Behauptung, ohne Sklaven würden westliche Wirtschaften zusammenbrechen. Dennoch sei die Sklaverei abgeschafft.

Traditionelle Verleihung an Christi Himmelfahrt

Karlspreis-Medaille (Foto: Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen)
Karlspreis-MedailleBild: Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen

Der Internationale Karlspreis zu Aachen wird seit 1950 für besondere Verdienste um die europäische Einigung verliehen. Traditionell wird er am Feiertag Christi Himmelfahrt übergeben. Benannt ist die Auszeichnung nach Karl dem Großen, der von 768 bis 814 lebte. Unter früheren Preisträgern sind etwa der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer (1954), der damalige US-Präsident Bill Clinton (2000), EU-Chefdiplomat Javier Solana (2007) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008).

Der Karlspreis besteht aus einer Medaille und einer Urkunde. Bis zum Jahr 2007 wurde zusätzlich ein Preisgeld in Höhe von 5000 Euro vergeben. Seit dem vergangenen Jahr fließt diese Summe jedoch in den neu geschaffenen Europäischen Karlspreis für die Jugend, der mit insgesamt 10.000 Euro dotiert ist. (kis/wa/dpa/epd)

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