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Charles Darwin - Superstar

Judith Hartl29. Januar 2009

Vor 200 Jahren wurde der britische Naturwissenschaftler Charles Darwin geboren. Der Vater der Evolutionstheorie – der mehr oder weniger zufällig herausgefunden hat, wie sich Pflanzen und Tiere entwickelt haben.

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Bild: picture-alliance/dpa

Er ist jung. 22 Jahre alt. Sohn aus reichem Elternhaus. Studiert Naturtheologie, obwohl dem Vater Medizin sehr viel lieber gewesen wäre. Er trödelt gerne in den Tag hinein. Seine Leidenschaft: die Jagd, das Reiten und die Natur. Ehrgeizig ist er nicht. Aber voller Enthusiasmus als sich ihm eine wunderbare Gelegenheit bietet: Raus in die Welt. Auf dem Forschungsschiff „Beagle“.

Schiff HMS Beagle
Das Vermessungsschiff "HMS Beagle"Bild: picture alliance / united archives

Ende Dezember 1831 geht es los. Fünf Jahre lang. Wobei der Anfang die reinste Qual ist für Charles Darwin. Er leidet entsetzlich, ist fast ständig seekrank und der Kapitän bezweifelt, dass der junge Wissenschaftler bis zum Ende durchhalten würde. Doch irgendwann gewöhnt sich Darwin an das ewige Geschaukele und nimmt die Welt um sich wieder wahr. Schließlich verändert die Reise sein Leben. Seine Weltansicht. Komplett.

Darwin im Jagd- und Sammelfieber

Wo er auch an Land geht, Charles Darwin sammelt, was er findet. Steine, getrocknete Pflanzen, fossile Tierskelette, Insekten, unendlich viele Käfer und jede Menge ganz besonderer Vögel, die er ausschließlich auf den Galapagos-Inseln findet:

Galapagos-Inseln Landschaft Ecuador Südamerika
Vulkanische Galapagos-InselnBild: picture-alliance / OKAPIA KG, Germany

„Er fängt unzählige dieser Finken, die heute seinen Namen tragen“, sagt der Wissenschaftshistoriker Prof. Ernst Peter Fischer. Doch beim Einsammeln der Vögel sei er nicht sorgfältig vorgegangen. „Zum Beispiel hat er vergessen, den Fundort der jeweiligen Vögel zu notieren. Er hat einfach alles in einen Sack gestopft, nach England mitgenommen und die Vögel irgendeinem Vogelkundler gezeigt“. Und der sei fassungslos gewesen. Denn Darwin wusste weder, welche Arten es waren und wo genau er sie her hatte.“ Trotzdem hat Ernst Peter Fischer Verständnis: „Also er hat da ein bisschen geschlampt. Aber man kann ihm das nachsehen. Er ist jung und weiß nicht, dass er eine weltumspannende, universale Entdeckung macht.“

Darwin-Ausstellung im Natural History Museum in London
Bild: AP

Unterschiedlich und doch gleich

Wie bahnbrechend seine Entdeckung sein würde, ahnt Charles Darwin erst sehr viel später. Zurück in London untersucht er seine Vogelbeute. Viele der mitgebrachten Finken haben einen kurzen dicken Schnabel. Damit knacken sie Nüsse und Samen. Andere haben einen langen sehr dünnen Schnabel. Mit dem kommen sie ganz tief in Blüten und in schmale Ritzen hinein. Darwin beobachtet, denkt nach und das, was er erkennt, macht ihm gehörig Angst. Diese Galapagos-Finken, folgert er, mussten gemeinsame Vorfahren haben, aus denen sich im Laufe von zigtausend Jahren unterschiedliche Arten entwickelten.

Ein Mord als Alibi

Ein ketzerischer Gedanke. Denn die alleingültige biblische Schöpfungslehre der Kirche besagt zu dieser Zeit: Gott hat sämtliche Lebewesen – Mensch, Tiere und Pflanzen - innerhalb von sechs Tagen so erschaffen wie sie heute aussehen. Dem Theologiestudenten Darwin geht es schlecht. An einen Freund schreibt er:

Lucas Cranach der Ältere, Das Paradies, Adam und Eva
Adam und Eva im Paradies.Bild: picture-alliance/dpa

„Inzwischen bin ich beinahe überzeugt, dass die Arten nicht unveränderlich sind. Es ist fast so, als beginge man einen Mord.“

Der Wissenschaftshistoriker und Biologe Professor Ernst Peter Fischer interpretiert es als einen Mord an der Kulturgeschichte: „Denn er tötet ja gewissermaßen den alten Gedanken. Und zwar radikal und vollständig. Das ist ihm sicher dort bewusst geworden. Jetzt muss ein ganz neues Denken her, um zu verstehen, wie sich das entwickelt, was man die Wirklichkeit, die Natur oder die Welt nennt.“

Die Bibel der Evolution

Schließlich schreibt Darwin jenes Werk, das ihn weltberühmt macht: „Die Entstehung der Arten durch natürliche Auslese“. Jahrelang verschwindet das Werk in der Schublade. Denn Darwin hat enorme Skrupel, er hadert mit sich:

„Sie werden Bannflüche gegen mich ausstoßen. Herr im Himmel, wie wild sie sein werden - Lust haben, mich lebendig ans Kreuz zu schlagen.“

Bücher von Charles Darwin
Über die Entstehung der Arten - The Origin of SpeciesBild: picture-alliance/dpa

Doch als das Buch dann endlich am 24. November 1859 erscheint, sind die 1.250 Exemplare der ersten Auflage noch am Erscheinungstag vergriffen. Es folgen Jubel und Begeisterung vor allem bei jüngeren Wissenschaftlern, Wut, Entsetzen und Empörung bei den etablierten Wissenschaftlern und natürlich bei der Kirche. Darwin wird als Ketzer und Atheist beschimpft. Obwohl Darwin – wohlahnend - die Evolution des Menschen gänzlich auslässt und nur kryptisch andeutet:

„Licht wird auch fallen auf den Mensch und seine Geschichte.“

Auch da stellt Darwin viele richtige Vermutungen an. Zum Beispiel, dass die Wiege der Menschheit in Afrika liegt.

Vom Affen zum Menschen
MenschwerdungBild: picture-alliance / KPA/TopFoto

Öffentlich verteidigt Darwin seine Thesen nie. Trotzdem wird sein Buch über die Entstehung der Arten innerhalb kürzester Zeit zu einem Bestseller.

Charles Darwin stirbt am 19. April 1882 im Alter von 73 Jahren. Er ist beigesetzt in der ehrwürdigen Londoner Kirche Westminster Abbey.