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Ifo-Geschäftsklima hellt sich etwas auf

25. Oktober 2023

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich erstmals seit einem halben Jahr verbessert. Das Ifo-Geschäftsklima legte im Oktober zu - der erste Anstieg des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers seit April.

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Deutschland Bremerhaven | Autos auf BLG Autoterminal-Gelände
Bild: Sina Schuldt/dpa/picture alliance

Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im Oktober überraschend deutlich verbessert. Der vom Ifo-Institut in München ermittelte Geschäftsklimaindex stieg von 85,8 Punkten im September auf 86,9 Punkte im Oktober. "Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Mittwoch. Experten hatten zwar einen Anstieg erwartet, aber nur auf 86 Punkte.

Laut Umfrage des Ifo zeigten sich die Unternehmen etwas zufriedener mit den laufenden Geschäften. Die Manager waren zudem weniger pessimistisch für die kommenden Monate. Für den Geschäftsklimaindex antworten monatlich rund 9000 Unternehmen auf Fragen des Ifo-Instituts. Sie werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate anzugeben.

Uneinheitliche Lage

Laut Ifo-Institut waren die Erwartungen im Oktober im Verarbeitenden Gewerbe weniger skeptisch als noch im September. Die aktuelle Lage dagegen bewerteten die Unternehmen erneut schlechter. Die Auftragslage bleibe schwierig, erklärte das Ifo.

Im Dienstleistungssektor dagegen waren die Unternehmen zufriedener mit den laufenden Geschäften, und ihre Erwartungen legten ebenfalls zu. Sie seien aber weiterhin von Zweifeln geprägt, so das Ergebnis der Umfrage.

Im Handel korrigierten die Firmen ihre Einschätzungen zur aktuellen Lage nach unten. Die Händler blickten zudem pessimistischer auf die kommenden Monate - vor allem im Großhandel.

Im Bauhauptgewerbe beurteilten die Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage leicht schlechter. Der Ausblick auf die kommenden Monate verbesserte sich leicht - bleibe aber pessimistisch, so das Ifo.

Stillstehende Baukräne einer Großbaustelle in der Dämmerung
Baukräne einer Großbaustelle im Sonnenaufgang - doch gerade hier sind die Erwartungen gedämpftBild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/picture alliance

Keine klare Entwicklung erkennbar

"Es ist kaum möglich, einen Lichtblick zu erkennen", sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Besonders die finstere Lagebeurteilung schärft den Rezessionsblick." Zudem dürfte der Nahost-Konflikt die Erwartungen gebremst haben. "Wachstumshoffnungen bleiben für die nächsten Monate begraben."

Auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer gibt sich vorsichtig. "Das niedrige Niveau des Ifo-Geschäftsklimas legt weiter ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im zweiten Halbjahr nahe." Für das nächste Jahr sei keine kräftige Erholung zu erwarten.

Der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner, verweist auf die globale Entwicklung: "Nachdem sich die Erwartungen der Unternehmen mehrere Monate hintereinander eintrübten, stabilisieren sie sich nun. Die Entwicklung steht im Einklang mit den weltweiten Trends. In den USA hat sich die Lage in der Industrie zuletzt leicht verbessert und auch Chinas Wirtschaft scheint seinen zyklischen Tiefpunkt durchschritten zu haben."

Thomas Gitzel sieht ebenfalls keinen Grund für Euohorie, Der Chefvolkswirt der VP Bank meint: "Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer ist derzeit weder Fisch noch Fleisch. Das passt derzeit auch gut zur wirtschaftlichen Entwicklung. Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit rund zwei Jahren zwischen magerem Wachstum und Rezession. Die deutsche Volkswirtschaft dümpelt vor sich hin."

Ende der Stagnation

Nach Worten von Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe sieht die deutsche Wirtschaft immerhin "Licht am Ende des Tunnels". Das Bruttoinlandsprodukt könne im laufenden vierten Quartal wieder leicht wachsen, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen der Nachrichtenagentur Reuters. Es könne zu einem Plus von etwa 0,2 Prozent im Vergleich zum Sommer-Quartal reichen.

Volkswirts Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research bleibt skeptisch: Um eine breite Trendwende der Stimmungslage auszurufen, dürfte es aber noch zu früh sein. "Zum einen könnte die geopolitische Risikowahrnehmung weiterhin belasten und zum andern müssen nun auch erst einmal die harten Wirtschaftsdaten überzeugen. In der kommenden Woche erwarten wir für die Schnellmeldung zum Q3-BIP-Wachstum einen Rückgang im Vorquartalsvergleich von zumindest -0,3 Prozent."

Ende 2022 und Anfang 2023 ist Europas größte Volkswirtschaft zwei Quartale in Folge geschrumpft, ehe sie im Frühjahr stagnierte. Die Bundesbank und viele Ökonomen gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im abgelaufenen Sommer-Quartal gesunken ist. Mit Wachstum rechnen die meisten Experten erst für das kommende Jahr.

dk/hb (dpa, rtr, afp)