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Treffpunkt Europa am 17.04.2009 um 23.20 UTC

20. April 2009

"Gazprom", der staatliche russische Energiekonzern, verdiente bisher gut daran, Erdgas über tausende Kilometer nach Europa zu pumpen. Mit der neuen "Nabucco"-Pipeline will die EU das Monopol in einigen Jahren brechen.

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Eine Messuhr an einer Gaspipeline, im Hintergrund arbeitet ein Mann (Foto: AP)
Der Druck fällt: Russland unterbricht im Januar seine Lieferungen in die EUBild: AP

Zum Jahreswechsel drehte der Hauptlieferant Russland Europa innerhalb von drei Jahren zum zweiten Mal den Gashahn kurzfristig zu. Ein Streit mit der Ukraine über Gaspreise und Durchleitungsgebühren eskalierte. Leidtragende waren auch die Gaskunden in der Europäischen Union. Für die EU-Kommission in Brüssel war der Gasstreit ein erneutes Warnsignal: Die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen ein Europa oder von unsicheren Pipeline-Routen soll vermindert werden.

Großprojekt "Nabucco" soll 2014 fertig sein

Menschen in schwarzen Anzügen stehen für ein Foto nebeneinander (Foto: AP)
"Nabucco"-Gipfel in Ungarn: Im Januar 2009 bekennt sich die EU nochmals zur neuen PipelineBild: AP

Seit Jahren tüftelt ein Konsortium von europäischen Energieversorgern an einer Gasleitung, die aus Zentralasien über die Türkei in die EU führt. Auf "Nabucco", so der Name des acht Milliarden Euro teuren Projekts, hätte Russland keinen Einfluss. Weil es aber schwierig ist, Lieferanten für das Gas, das durch "Nabucco" strömen soll, zu finden, wird der Baubeginn immer wieder verschoben. Lieferländer könnten die zentralasiatischen Republiken, Iran oder Irak sein. Doch die politische Lage in diesen Ländern in unsicher.

"Gazprom" auf Einkaufstour

In Zentralasien ist die staatliche russische "Gazprom" selbst auf Einkaufstour und versucht zum Beispiel Turkmenistan durch langfristige Verträge an sich zu binden und den Europäern das Gas wegzuschnappen. Marcel Viëtor von der Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin weist darauf hin, dass nicht nur die EU-Konsumenten von russischem Gas abhängen, sondern dass auch der russische Lieferant natürlich von seinem größten Kunden abhängt. Die Abhängigkeit ist also gegenseitig. Deshalb werde Russland zwar ab und an, das Gas als Drohmittel einsetzen, aber es werde nicht riskieren, seine Einnahmequelle ernsthaft zu gefährden, sagte der Energieexperte Marcel Viëtor im Interview mit der Deutschen Welle.

Mehr Pipelines geplant

Um die Versorgungssicherheit für Europa zu erhöhen, baut Russland mit europäischen Partnern zwei neue Pipelines: eine im Norden durch die Ostsee, eine andere im Süden über den Kaukasus. Damit soll das unsichere Durchleitungsland Ukraine umgangen werden. Langfristig werde der Anteil russischen Gases an der Energieversorgung in Europa noch zunehmen, so die EU-Kommission in Brüssel, da eigene europäische Vorkommen zu Ende gingen. Eine Alternative zu Gas aus dem Osten könnte Flüssiggas aus Norwegen sein. Mit Tankschiffen könnte das extrem abgekühlte flüssige Gold nach Europa gebracht werden. Noch fehlen aber ausreichende Hafenkapazitäten mit speziellen Terminals, um das Gas zu entladen und in die Leitungsnetze einzuspeisen.

Mehr dazu und warum die Pipeline "Nabucco" nach der Oper von Verdi benannt ist, erfahren Sie in unserer Sendung TREFFPUNKT EUROPA.