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Freie Stimmen für Weißrussland

River Tucker30. Mai 2008

Die Medien in Weißrussland stehen unter staatlicher Kontrolle, freie Berichterstattung ist kaum möglich – vor allem nicht auf Weißrussisch. Zwei Sender gehen dagegen an – außerhalb der weißrussischen Staatsgrenzen.

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Viktor Stachviuk, Journalist bei Radio Racja, beim Moderieren im Studio (23.02.2006/AP)
Chefredakteur Viktor Stakhviuk von Radio RacjaBild: AP

Weißrussland gilt als Diktatur Mitten in Europa. Zum pro-russischen Kurs von Präsident Alexander Lukaschenko gehört auch die Bekämpfung der weißrussischen Sprache und Kultur. Im Fernsehen und Rundfunk wird daher ausschließlich Russisch gesprochen. Der Radiosender Radio Racja und der Fernsehsender Belsat versuchen aus Bialestok in Ostpolen Alternativen zum weißrussischen Medienangebot zu liefern.

Für mehr Vielfalt in der weißrussischen Medienlandschaft

"Eine freie Stimme für Weißrussland" will Radio Racja sein. Seit zwei Jahren sendet Radio Racja von Bialestok nur 30 Kilometer von der weißrussischen Grenze entfernt. Die Journalisten gehören zur weißrussischen Minderheit im Grenzgebiet, aber auch Korrespondenten berichten über das Leben in Minsk und dem Rest des Landes. Seit letzter Woche ist das Programm nicht mehr nur auf Kurzwelle, sondern auch über UKW zu empfangen und erreicht so knapp eine Millionen Hörer in Weißrussland.

Alternative Informationen will das Programm bieten – Alternativen zu den staatlich kontrollierten Medien in Weißrussland. Doch als parteipolitischer Oppositionskanal versteht sich Radio Racja nicht: Chefredakteur Viktor Stakhviuk betont den Anspruch der ausgewogenen Berichterstattung. "Wir bemühen uns bei politischen Themen stets um eine Stellungsnahme der offiziellen weißrussischen Seite: sei es vom Außenministerium, vom Generalkonsulat oder auch von der weißrussischen Botschaft in Polen."

Unter schwierigen Bedingungen arbeiten

Der weißrusssiche Präsident Alexander Lukaschenko während einer Pressekonferenz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin (27.11.2002/AP)
Lukaschenko - mit aller Macht versucht er die Medien seit Jahren zu kontrollieren und zu unterdrückenBild: AP

Auf die Anfragen folge leider nur selten eine Antwort. Den Radio Racja-Mitarbeitern werde dann zusätzlich auch der Zugang zu Pressekonferenzen in Minsk verwehrt. Doch es bleibe nicht allein bei diesen Schikanen: Razzien, Festnahmen und Verhöre seien ebenfalls jederzeit möglich, sagt der Chefredakteur. "Die Sicherheit unserer weißrussischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist ein großes Problem."

Von der Razzia betroffen waren auch die Korrespondenten des weißrussischen Fernsehsenders Belsat. Erst seit fünf Monaten ist Belsat auf Sendung und stetig wächst das Publikum: Knapp acht Prozent der Weißrussen sagen mittlerweile, dass sie den Sender kennen. Das ist ein Erfolg für Agnieszka Romaszewska, Gründerin und Chefredakteurin des Senders. Sie selbst ist keine Weißrussin, hat aber früher als Korrespondentin in Minsk gearbeitet hat.

Frischer Wind in der alten Medienlandschaft

Für Belsat wollte Agnieszka Romaszewska ein junges, unbelastetes Team finden. Sie hat selbst lange Jahre für das polnische Staatsfernsehen gearbeitet und findet, dass auch nach dem Ende Kommunismus wenig Veränderungen möglich gewesen seien. Neben der Nachrichten-Sendung "Objektiv" und einer Talkshow gibt es auch Musiksendungen, polnische Krimis sowie amerikanische Erfolgsserien wie Ally Mc Beal.

Ein Novum: Belsat strahlt alle Sendungen in weißrussischer Sprache aus. Wie auch die Mitarbeiter von Radio Racja wissen die Journalisten von Belsat, dass Sprache und Musik durchaus Macht darstellen – zumindest ein kleines Gegengewicht zu den sonst staatlich kontrollierten weißrussischen Medien.