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Erneut Unruhen in Peru

23. Juni 2009

Kaum eine Woche nachdem die peruanische Regierung die monatelange Indio-Revolte im Amazonas-Gebiet entschärft hat, erschüttern erneut soziale Proteste das südamerikanische Land.

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Nach den Indio-Protesten im Amazonas gibt es jetzt auch Straßenblockaden im AndenhochlandBild: AP

In den verarmten Anden-Provinzen Canchis und Andahuaylas haben tausende Bauern Straßenblockaden erreichtet, um eigene Ziele durchzusetzen. Zuvor hatten sie die Indios im Amazonas in deren erfolgreichem Kampf gegen neue Gesetze zur Nutzung des Regenwaldes unterstützt.

Der Erfolg der Indios hat nach Einschätzung politischer Beobachter auch den Bauern Mut gemacht. Die Liste ihrer Forderungen ist lang und spiegelt die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Jahrhunderte langen Vernachlässigung der Indio-Bauern durch den Staat wieder.

Etwa 700 Bauern der Provinz Canchis sind am Montag in die alte Inka-Hauptstadt Cuzco einmarschiert. Sie drohten zunächst damit, das jährliche Sonnenfest Inti Raymi, das dieses Jahr am 23. Juni gefeiert wird, zu verhindern, falls ihre Forderungen nicht erfüllt würden. Cuzco mit etwa 320 000 Einwohnern liegt 1100 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Lima und ist eine der Touristenhochburgen des Landes. «Ohne Lösung der Probleme kein Inti Raymi», lautete der Kampfruf der Bauern.

Peru Proteste Indios
Ministerpräsident Yehude Simon wird mit Bauernvertretern verhandelnBild: AP

Die Bauern fordern unter anderem die Subventionierung von Düngemitteln, die Asphaltierung von Straßen in der strukturschwachen Andenregion sowie neue Regelungen zur Nutzung von Wasser für die Landwirtschaft. Nachdem der Gouverneur von Cuzco den Bauern zugesichert hatte, die in seiner Macht stehenden Maßnahmen zur Erfüllung der Forderungen zu ergreifen, zogen die Demonstranten vorerst aus der der alten Inka-Stadt ab. Am Mittwoch wird Ministerpräsident Yehude Simón zusammen mit vier Kabinettsmitgliedern in die Region reisen um mit Bauernvertreten über deren Forderungen zu verhandeln.

Weitere Proteste

Kampfmaßnahmen wurden auch aus der Hochandenstadt La Oroya gemeldet. Etwa 3000 Arbeiter der dortigen Kupfer- und Zinkschmelze des US-Unternehmens Doe Run blockierten die wichtige Fernstraße von Lima durch die Provinz Junín über die Anden bis in die Amazonasregionen. Die Arbeiter aus der Stadt, die als eine der am heftigsten verschmutzten Orte der Welt gilt, forderten bessere Arbeitsbedingungen sowie die Einhaltung der Umweltschutzgesetze durch Doe Run. Kritiker werfen dem Unternehmen die Ausbeutung der Arbeiter und die extreme Verseuchung der Stadt vor.

Bergbau La Oroya, Peru Doe Run
La Oroya ist durch den Zinnbergbau eine der schmutzigsten Städte der Welt.Bild: AP

Für Präsident Alan García wurde die Lage zusehends schwieriger. Umfragen zufolge sind inzwischen 76 Prozent der Peruaner mit seiner Politik unzufrieden. Die protestierenden Bauern wollten unterdessen nur mit Ministerpräsident Yehude Simón verhandeln. Der hatte die Einigung mit den Indios ermöglicht, aber zugleich seinen baldigen Rücktritt angekündigt. Ein möglicher Nachfolger wurde noch nicht genannt.

Untersuchung von Gewalt gegen Amazonas-Indianer

Der UN-Sonderbeauftragte für indigene Völker, James Anaya, fordert eine unabhängige Untersuchung der blutigen Zusammenstöße zwischen Polizisten und Indianern vor rund zwei Wochen in Peru. Die Berichte über exzessive Gewalt gegen Demonstranten müssten ernst genommen werden, sagte Anaya dem britischen Sender BBC am Samstag. Deshalb sei die Einsetzung einer Untersuchungskommission nötig, an der auch Ureinwohner und die internationale Gemeinschaft beteiligt werden sollten.

Der Protest der Ureinwohner hatte sich an zwei Gesetzen zur Ausbeutung von Rohstoffen in der Amazonasregion entzündet. Bei Ausschreitungen waren nach Regierungsangaben 34 Menschen getötet worden, darunter 24 Polizisten. Indianerorganisationen gehen hingegen von Dutzenden getöteten Ureinwohnern aus, deren Leichen von Sicherheitskräften verbrannt oder in Flüsse geworfen worden seien.

Inzwischen setzte das Parlament in Lima die umstrittenen Gesetze außer Kraft. Das Amazonasgebiet, in dem mehr als 300.000 Ureinwohner leben, macht 60 Prozent der Fläche Perus aus. Die Regierung, die sich für die Erschließung des Gebiets für Erdölförderung, die Holzwirtschaft oder den Anbau von Agrotreibstoffen durch ausländische Unternehmen einsetzt, möchte nun darüber mit den Indianern verhandeln. Durch die Gesetze sollte ein Freihandelsabkommen zwischen Peru und den USA umgesetzt werden. (mge/dpa/epd)