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Ein Feind und wenig Ziele

Peter Philipp22. März 2005

Das diesjährige Gipfeltreffen der Arabischen Liga findet an einem historischen Datum statt: Vor 60 Jahren wurde das Bündnis gegründet. Programmatisch ist vieles gleich geblieben.

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Das Hauptquartier der Arabischen Liga in KairoBild: AP

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist auch im Nahen Osten das Ende zumindest der offiziellen Vorherrschaft von Briten und Franzosen gekommen. Syrien und der Libanon bleiben zwar offiziell im französischen Einfluss-Bereich, aber sie werden unabhängige Staaten, im nominell bereits unabhängigen Ägypten beginnt der britische Einfluss weiter zurückgedrängt zu werden und in Palästina geht die britische Mandatszeit ihrem Ende entgegen.

Solidaritätspakt

Gerade was sich in Palästina abspielt, sollte der Arabischen Welt einen besonderen Impetus geben: Die sich immer deutlicher abzeichnende Ausrufung eines jüdischen Staates wird von den meisten Arabern als schlimmste Herausforderung betrachtet und als verkappter Versuch der bisherigen europäischen Herrscher, auch nach ihrem offiziellen Abzug eine Basis im Vorderen Orient zu behalten.

Um solches abzuwehren treffen sich Vertreter von sieben damals bereits einigermaßen unabhängigen arabischen Staaten 1944 im ägyptischen Alexandria und ein Jahr später in Kairo, um wirksame Gegenmaßnahmen zu erörtern. Am 22. März 1945 verkünden die Vertreter Ägyptens, Syriens, des Libanon, Transjordaniens, des Irak, Saudi-Arabiens und des Jemen die Gründung eines Solidaritätspaktes, zu dessen Beitritt auch die anderen Araber aufgerufen werden, sobald diese ihre staatliche Unabhängigkeit erreichen sollten.

Heterogene Mitglieder

Schon die Gruppe der Gründungsmitglieder ist nicht sonderlich homogen: Syrien und der Irak streben - wohl in Erinnerung an ihre mit dem Ersten Weltkrieg zu Ende gegangene osmanische Vergangenheit - eine neue Einheit an. Den Libanon betrachtet man in Syrien nie so recht als eigenen Staat und die Libanesen rangeln auch damals schon untereinander um die Macht im Staat. Saudi-Arabien und der Jemen sind sich zwar in vielem ähnlich, aber sie haben bereits starke nationale - wenn nicht nationalistische - Charakterzüge entwickelt. In Palästina gibt es keine arabische politische Klasse, die nur darauf wartet, die Macht zu übernehmen. Ein palästinensischer Vertreter ist aber bei der Gründung der Arabischen Liga anwesend.

Die Liga ist nicht als Vorstufe zur großen arabischen Einheit gedacht, von der wenig später Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser zu träumen beginnt. Die Mitgliedsstaaten der Liga sollen vielmehr ihre Selbstständigkeit bewahren, bei Abstimmungen sollen Resolutionen sogar nur für die bindend sein, die dafür gestimmt haben. Man will sich auf panarabische Erziehungsfragen und die Kooperation in Bereichen des Gesundheitswesens, des Handels und der Kultur konzentrieren. Und sicher ist die Liga auch ein Instrument der Ägypter, ihre Vormachtstellung in der Arabischen Welt zu behaupten.

Um Israel abzuwehren

Das wichtigste politische Thema, das die Liga immer wieder eint, ist der Konflikt in Palästina, wie Mohamed Jamali, der Vertreter der Arabischen Liga am 29. November 1947 vor der UNO erklärt: "Die Arabischen Staaten können diesen Bruch ihrer Einheit und diese Bedrohung ihrer politischen und wirtschaftlichen Integrität nicht dulden. Sie sind gegründet worden, um sich einer grundlegenden Sicherheit in allen Bereichen zu erfreuen, die ihre regionalen Interessen betreffen. Deswegen widersetzen sie sich auch der Gründung eines jüdischen Staates in Palästina - jetzt und zu jedem künftigen Zeitpunkt. Die Einwanderer, die in Palästina eintreffen und deren Herkunft unbekannt ist, bringen den Keim für subversive Bewegungen im Nahen Osten mit sich, und dies wird (den internationalen Frieden) stören."

Die Arabische Liga kann die Gründung Israels nicht verhindern, sie bleibt aber Haupt-Koordinator der arabischen Anstrengungen gegen Israel - unter anderem jahrelang mit Hilfe des in Damaskus ansässigen Boykott-Büros. Innerarabische Konflikte kann die Liga aber weder verhindern noch schlichten. Als Ägypten 1979 den Friedensvertrag von Camp David mit Israel schließt, wird es sogar aus der Liga ausgeschlossen und die Organisation verlegt ihren Sitz von Kairo nach Tunesien. Erst Jahre später söhnt man sich wieder mit Kairo aus und kehrt an den Nil zurück. Es werden auch wieder Ägypter zu Generalsekretären der Liga berufen.

Heute - 2005 - ist die Arabische Liga mit Sitz in Kairo ein Zusammenschluss von 22 Staaten mit arabischer Bevölkerungsmehrheit. Der Verbund hat bei den Vereinten Nationen Beobachterstatus. Generalsekretär ist seit Mai 2001 der ehemalige ägyptische Außenminister Amre Mussa. Den Vorsitz der Arabischen Liga übernahm im März 2001 der jordanische König Abdullah II.