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Dynastie der Diktatoren: Der Kim-Clan

28. September 2010

Sie herrschen seit über 60 Jahren in Nordkorea: Die Kims. Ein Familienclan, der das Land auf der koreanischen Halbinsel hermetisch abschottet und über den viel gerätselt wird, da kaum Informationen nach außen dringen.

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(Foto: AP)
Personenkult und strikte Herrschaft - die Kim-Dynastie geht bald in die dritte GenerationBild: AP

Seit 1948 leitet die Kim-Dynastie die Geschicke der 24 Millionen Nordkoreaner. Und der derzeitige Machthaber des Atomwaffenstaats, Kim Jong Il, ist momentan sehr darum bemüht dafür zu sorgen, dass die Macht auch weiterhin in der Familie bleibt.

Kim Jong Il - leitet den Machtwechsel ein

(Foto: Korean Central News Agency)
Machthaber Kim Jong Il - Bilder von ihm gibt es nur wenigBild: picture-alliance/dpa

Denn der 68-jährige "Liebe Führer" ist gesundheitlich angeschlagen - es dämmert ihm anscheinend, dass ihm für die Machtübergabe nicht mehr allzu viel Zeit bleibt. Kim Jong Il hatte 2008 vermutlich einen Schlaganfall, seither kann er den linken Arm kaum noch bewegen. Seit kurzem gibt es auch Fotos, auf denen er nicht mehr als strahlender Held zu sehen ist, sondern "etwas kränklich und hinfällig" wirkt, wie es Nordkorea-Experte Werner Pfennig von der Freien Universität Berlin beschreibt.

Überhaupt gibt es nur wenige Bilder des Herrschers. Kim Jong Il hält auch keine öffentlichen Reden. Er tritt vor allem bei Vor-Ort-Inspektionen in Erscheinung. Beispielsweise gibt er Hinweise für die Verbesserung der Produktion oder schwört Armee-Einheiten auf die richtige Taktik ein.

(Foto: AP)
Kim Jong Il 1980 - sein Vater hat ihn schrittweise in die Politik eingeführtBild: AP

Und er sorgt für einen Kult um seine Person. Das hat Tradition in der Kim-Dynastie, denn auch schon um Kim Jong Ils Vater, Kim Il Sung, gab es einen Personenkult. Nach dem Tod Kim Il Sungs 1994 hat Kim Jong Il die Macht in Nordkorea übernommen.

In seine Herrschaftszeit fällt der Zusammenbruch der nordkoreanischen Wirtschaft. In den 1990er Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage so sehr, dass es zu Hungersnöten kam. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation sollen dabei über zwei Millionen Menschen verhungert sein. Bis heute gibt es immer wieder Probleme bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, viele Kinder gelten als unterernährt. Der Herrscher selbst hingegen gilt als Lebemann, der gerne viel trinkt und gutes Essen liebt genauso wie Sonnenbrillen. Er soll mit verschiedenen Frauen mindestens vier Kinder haben.

Kim Jong Un - der auserwählte Nachfolger

Kim Jong Ils jüngster Sohn ist Kim Jong Un - am Vorabend der Parteidelegierten-Konferenz hat ihn sein Vater zum Vier-Sterne-General befördert. Und das ist nicht das einzige Indiz dafür, dass Kim Jong Un wohl als Wunsch-Nachfolger auserkoren wurde. Am Tag des Parteikongresses wurde mitgeteilt, Kim Jong Un sei in die Führungsriege der Kommunisten - in das Zentralkomitee - aufgerückt. Zudem wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Militärkommission ernannt, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete.

(Foto: dpa)
Der Mann neben Kim Jong Il (li) soll sein Sohn und auserkorener Nachfolger Kim Jong Un seinBild: picture-alliance/dpa

Vor kurzem sind Vater und Sohn gemeinsam nach China gereist, wo sie Orte besucht haben, die auch schon Kim Jong Ils Vater, der Staatsgründer und "Ewige Präsident" Kim Il Sung, sich angeschaut haben soll. Es sei notwendig, den Weg für "heranwachsende Generationen" zu bereiten, soll Kim Jong Il in diesem Zusammenhang gesagt haben.

Kim Jong Un soll langsam auf seine Aufgabe vorbereitet werden, schließlich ist der junge Mann erst Ende 20. Wie alt er genau ist weiß keiner, denn wie so vieles in Nordkorea ist auch das geheim. Bekannte Fotos zeigen ihn als elfjährigen Jungen, der seinem Vater verblüffend ähnlich sieht. Er gilt als umgänglich und freundlich, soll eine internationale Schule in der Schweiz besucht und in Nordkorea eine Militäruniversität absolviert haben. Kim Jong Un soll auch etwas Englisch, Französisch und Deutsch sprechen.

Wie Kim Jong Un allerdings innerhalb der Partei, der Elite oder von der Armee akzeptiert wird, ist nicht bekannt. Angeblich wurden aber schon Millionen Portraits von dem potentiellen zukünftigen Machthaber gedruckt - diese sollen die Nordkoreaner dann neben das Bild seines Vaters Kim Jong Il und das des Großvaters, Kim Il Sung, hängen.

Kim Il Sung - der "Ewige Präsident"

(Foto: AP)
Kim Il Sung-Kult - der "Ewige Präsident" wird auch heute noch verehrtBild: AP

Offiziell ist Kim Jong Uns Großvater, Kilm Il Sung, immer noch Präsident Nordkoreas - obwohl er 1994 verstorben ist. Aber er ist der "Ewige Präsident" - sein Posten steht deshalb nicht zur Disposition. Der von der Propaganda in Pjöngjang zum "Großen Führer" erklärte Bauernsohn wurde 1912 geboren. 1931 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas und bekämpfte in der Mandschurei als Kommandeur einer Guerilla-Einheit die japanischen Besatzer. Nachdem im Oktober 1945 sowjetische Truppen den Norden Koreas besetzten, wurde Kim Il Sung dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Premier ernennen. Mit dem Segen des Kreml soll er 1950 den Ausbruch des dreijährigen Koreakriegs provoziert haben.

Kim Il Sung galt als Herrscher mit eiserner Hand - diesen Führungsstil hat sich auch sein Sohn Kim Jong Il zu Eigen gemacht. Ob auch dessen auserkorener Nachfolger, der junge Kim Jong Un, einmal so strikt herrschen wird, muss sich noch zeigen. Genauso wie die Frage, ob er das Land ebenso abschotten wird wie sein Vater und Großvater - oder ob sich unter der Kim-Dynastie in der dritten Generation das Land etwas mehr öffnen wird.

Autor: Miriam Klaussner (dpa, rtr, dapd)

Redaktion: Esther Broders