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Die Welt im Ohr

Christine Gruler27. Juli 2003

Patrice ist das prominenteste Beispiel für den Erfolg der "migrating sounds" im Berliner Haus der Kulturen der Welt. Das Auftakt-Konzert der Musikreihe "Popdeurope" macht Lust auf mehr.

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Stern am europäischen Pop-HimmelBild: Straulino

Eingeschworene Patrice-Fans sind durchschnittlich 20, weiblich - und wild entschlossen ihrem Star hinterher zu reisen. Kein Wunder also, dass sich im Berliner Haus der Kulturen, das ansonsten eher von Mittdreißigern aufwärts besucht wird, viele junge Gesichter einfanden.

Roots-Reggae meets Pop

In perfektem Ambiente, auf der Dachterrasse zwischen Kanzleramt und Schloss Bellevue, gab der 23-Jährige am Freitag (25. Juli 2003) das Auftakt-Konzert zur Sommer-Musikreihe "Popdeurope". Diese macht klar wie überholt das Etikett "Weltmusik" mittlerweile ist: Patrice mischt schwarzen Roots-Reggae mit Soul, Dancehall, R’n’B und Folk. Was dabei heraus kommt ist Pop, der für gute Laune sorgt - Sommerlaune: Sehnsucht nach Sonne, Strand und natürlich nach Liebe weckt Patrice in den Herzen seiner Hörer.

Patrice
Mädchenschwarm PatriceBild: Straulino

Seinen Vornamen hat der Mädchenschwarm von dem afrikanischen Freiheitskämpfer Patrice Lumumba, dem erstem Präsidenten der Republik Kongo - und dem macht der Musiker, Songwriter und Produzent alle Ehre. Denn auch von den musikalischen und politischen Themen der afrikanischen Heimat seines Vaters ist sein Sound geprägt. Mit "How do you call it" (Wie würdest du es nennen?), seinem zweiten Soloalbum, reichte Patrice der Journalistenmeute, die sich um Interviews mit ihm reißt, die Frage nach seinem Musikstil einfach weiter: Denk’ dir selbst was aus, lautet seine Botschaft.

Musikalische Reise unterm Sternenzelt

Auch die Klänge, die an den weiteren drei Wochenenden zu hören sein werden, sträuben sich gegen jede eindeutige Klassifizierung. Sie sind Pop aus Europa und, wie Björn Döring, Projektleiter des Musikfestivals, deutlich macht, "aus einem Gebiet an der Grenze zwischen handgemachter und digital produzierter Musik".

Mercan Dede, Popdeurope
Mercan Dede, "Derwisch der modernen Welt"Bild: HdK/Promo

Mercan Dede, der zwischen Istanbul und Montréal pendelt, gilt in der Türkei als der "Derwisch der modernen Welt". Sphärische Klangwolken wechseln mit entfesselten Rhythmen, spirituelle Sufi-Musik mischt der Musiker und DJ mit Trance-Techno. Das Berliner Publikum erwartet am kommenden Wochenende (2. August 2003) ein Live-Act mit tanzenden Derwischen.

"Migrating Sounds" - Klänge aus aller Welt

Von Istanbul führt die musikalische Reise auf der Dachterrasse weiter nach Barcelona, Madrid, Marseille, Toulouse, Budapest und London. Doch das Klang-Crossover, das "Popdeurope" bietet, ist mehr Musik aus Europa. Viele Künstler lassen sich von außereuropäischen Einflüssen inspirieren. Patrice ist in Deutschland das prominenteste Beispiel für das, was Björn Döring mit dem Begriff "migrating sounds" umschreibt: "In punkto Migration wird immer über Personen geredet. Aber auch Klänge bewegen sich über Landesgrenzen."

Anima Sound System
Anima Sound System aus Ungarn

Nur wenige der hier auftretenden Musiker sind schon europaweit bekannt und treten international auf. Patrice dagegen ist längst vom deutschen Reggae-Geheimtipp zum europäischen Shootingstar avanciert. In Frankreich zählt der Mädchenschwarm sogar zu den ganz großen Stars des Pop.