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Die ausgestreckte Hand der Muslime

Peter Philipp25. August 2006

Mit ihrem Aufruf gegen den Terror haben die Muslime in Deutschland einen wichtigen Schritt getan. Nun sollten die verstummen, die immer nur am Generalverdacht gegenüber den Muslimen basteln.

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Seit dem 11. September wollten die Rufe bestimmter Kreise in Deutschland nicht abklingen, die Muslime dieses Landes – immerhin über drei Millionen, aber eben doch eine kleine Minderheit – sollten sich doch endlich einmal "eindeutig" von Terrorismus und Gewalt distanzieren, die im Namen der Religion, ihrer Religion begangen werden. Die Muslime in Deutschland verurteilen auch immer wieder den Terrorismus, die bestanden aber – zu Recht – darauf, dass sie nun nicht mit islamistischen Gewalttaten weltweit in Verbindung gebracht werden könnten und dass man nicht jedes Mal einen Kommentar oder eine Verurteilung von ihnen einfordern dürfe.

Direkte Betroffenheit

Nun ist der Terror näher gerückt, nach Deutschland selbst. Und nur durch einen glücklichen Zufall sind wir an dem Desaster vorbeigeschrammt, das sicher entstanden wäre, wenn die Gasflaschen explodiert wären, die zwei junge Libanesen kürzlich in Regionalzügen platziert hatten. Die direkte Betroffenheit der deutschen Muslime ist deutlich zu spüren. Sie drückt sich aus in einem gemeinsamen Appell aller muslimischern Organisationen: Solche Taten geschähen nicht in ihrem Namen, sie seien unislamisch und die Gesellschaft müsse insgesamt dagegen vorgehen.

Der Islam sei nicht das Problem, sondern Teil der Antwort, hieß es aus dem Kreis der organisierten Muslime. Und keiner ließ Zweifel darüber aufkommen, dass man natürlich bereit sei, seinen Teil beizutragen zur Bekämpfung radikaler Tendenzen – wie zum Beispiel durch so genannte "Hassprediger". Man beobachte sehr genau, was in den Moscheen gepredigt wird und keine Organisation werde davor zurückscheuen, Demagogen auszuschließen und auch den Behörden zu melden.

Klare Worte

Klare Worte, so wie es immer gefordert worden war. Ob die Kritiker nun aber zufrieden sind? Wahrscheinlich nicht. Denn sie glauben zum Teil ja wirklich, dass "der Islam" an sich eine Gefahr darstellt und dass islamistische Terrorakte nur die Spitze des Eisberges sind.

Mit solchen Ansichten kommen wir nicht weiter. Weder die christliche Mehrheit noch die muslimische Minderheit. Und wieder kommt man – trotz alle Kritik – zu Schluss, dass der Dialog mit der Minderheit eben doch weiter geführt und weiter intensiviert werden muss. Das fordern auch die Vertreter der muslimischen Verbände. Aber sie weisen darauf hin, dass Dialog und Integration die Mitarbeit beider Seiten braucht. Die Muslime können sich nicht selbst integrieren in die deutsche Gesellschaft. Wobei auch dem letzten Kritiker klar sein sollte, dass "Integration" nie "Assimilation" bedeuten kann und darf.

Gegen den Generalverdacht

Mit ihrem Aufruf gegen den Terror haben die Muslime in Deutschland einen wichtigen Schritt getan. Nun sollten die verstummen, die immer nur am Generalverdacht gegenüber den Muslimen basteln. Sie sollten die ausgestreckte Hand annehmen. Nicht zum freundlichen Händedruck, sondern zu intensiver gemeinsamer Arbeit. Es bleibt noch viel zu tun.