1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsche sind echte Biermuffel

Priya Esselborn5. Oktober 2003

Die Deutschen trinken ihr Nationalgetränk nicht mehr. Zwischen 1997 und 2002 sank der durchschnittliche Bierkonsum pro Kopf um 7,4 Prozent auf 121 Liter pro Jahr. Weltgrößter Bierproduzent ist inzwischen China.

https://p.dw.com/p/43EN
Die Deutschen sind schon lange keine Weltmeister mehr im BiertrinkenBild: AP

Chinas Biertrinker haben dieses Jahr gleich zwei Mal Grund zum Jubeln. Denn die größte Brauerei des Landes, Tsingtao, feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Außerdem hat China laut einer japanischen Studie die USA als weltgrößten Bierproduzenten abgelöst. Fast 240 Millionen Hektoliter Bier stellten die Chinesen 2002 her. "Unser Bier wird schon bald die Welt erobern", versprechen die chinesischen Brauer vollmundig.

Deutsche Brauwirtschaft in der Krise

Die Zukunft des Bieres in Deutschland hingegen sieht düster aus. Denn laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs-gesellschaft Ernst & Young sind zwei von drei deutschen Brauereien nicht überlebensfähig. Von den bundesweit knapp 500 Brauereien, die mehr als 5000 Hektoliter Bier im Jahr ausstoßen, werden bis 2015 nur etwa 190 Betriebe überleben. Der Mitautor der Studie, Rudolf Böhlke, führt dies vor allem auf die veränderten Trinkgewohnheiten zurück. Denn die Deutschen trinken immer mehr alkoholfreie Getränke. Hinzu komme die rückläufige Bevölkerungsentwicklung. Bis 2015 werde die Einwohnerzahl um etwa zwei Millionen abnehmen. "Außerdem stirbt die Kneipe an der Ecke mehr und mehr aus", sagt Böhlke. "Durch diese Umstrukturierungen in der Gastronomie verändert sich auch ein wichtiger Absatzkanal der Brauereien."

Gewinner des Strukturwandels in der Brauwirtschaft sind die Billiganbieter. No-Name-Produkte und Billigmarken werden nach Einschätzung von Ernst & Young im Handel bis 2015 einen Marktanteil von mehr als 40 Prozent erreichen.

Deutsche Brauer optimistisch

Trotz der Krise in der Brauwirtschaft sind die deutschen Brauer keineswegs neidisch auf die Erfolge ihrer Kollegen in China. Michael Walewski von Deutschlands drittgrößter Brauerei Warsteiner: "Quatsch. Wenn die Brauer in China Erfolg haben, dann ist das völlig okay. Wir haben Respekt davor, wenn sie eine Strategie gefunden haben, die zieht." Und Udo Franke, Pressesprecher von Deutschlands führender Brauerei Holsten, fügt hinzu: "Klar sind wir neidisch und zwar auf den zunehmenden Bierdurst der Chinesen. Denn die haben jedes Jahr ihren Bierkonsum pro Kopf kontinuierlich steigern können."

Chinesisches Bier weltweit

Chinas größte Brauerei Tsingtao plant inzwischen ihren weltweiten Siegeszug. Nach Taiwan wollen sie ihr Tsingtao-Bier auch dauerhaft in den USA und Europa etablieren. Dazu arbeiten sie bereits mit der amerikanischen Brauerei Anheuser-Busch an neuen Marketingstrategien.

Dabei hat die Tsingtao-Brauerei deutsche Wurzeln. Sie wurde 1903 von Deutschen in der ehemaligen Kolonie Tsingtao als Germania-Brauerei gegründet. Damals warben die Brauer noch stolz mit ihren "Bieren nach feinster Pilsener Brauart ausschließlich hergestellt aus Hopfen und Malz nach dem bayrischen Reinheitsgebot". Inzwischen ist die Brauerei fest in chinesischer Hand, vereinigt rund vier Fünftel des chine- sischen Bierexports auf sich und das Bier enthält 25 Prozent Reis.

Tsingtao Bier Festival in China
Tsingtao-BierBild: AP

In Deutschland kann man die kleinen grünen Flaschen mit der Aufschrift Tsingtao bereits in Asia-Läden kaufen. Bald sollen sie auch bundesweit eingeführt werden. Für Walewski heißt das, den Biermarkt besonders im Auge zu behalten. Angst kennt er nicht: "Wir sind mit der Marke Warsteiner in Deutschland etabliert und seit Jahren erfolgreich. Zudem sind wir weltweit in über sechzig Ländern präsent. Wir beobachten natürlich die ausländischen Bierbrauer, die in Deutschland Fuß fassen wollen, sehr genau. Daher liegt unser Augenmerk auch auf den chinesischen Brauereien. Man sollte immer stets genau beobachten, um Trends zu erkennen. Nur dann kann man selbst erfolgreich agieren."