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Chronik: Aufstieg und Fall des Slobodan Milosevic

11. März 2006

Der jugoslawische Ex-Präsident Slobodan Milosevic wurde am 20. August 1941 als Sohn eines Religionslehrers geboren; am Samstag (11.3.06) wurde er tod in seiner Zelle in Den Haag gefunden.

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Milsovic während der Verhandlung in Den Haag (Archivfoto vom 13.02.2002)Bild: dpa

Stationen seiner politischen Karriere seit seinem Aufstieg zur Macht in Jugoslawien Ende der 80er Jahre.

1986:

  • 15. Mai - Milosevic wird in Jugoslawien Chef der regionalen Serbischen Kommunistischen Partei

1987:

  • Oktober - Milosevic verstärkt seinen politischen Einfluss, indem er innerhalb der Kommunistischen Partei und auch in den Medien Gegner und Kritiker kalt stellt.

1988:

  • Januar - Milosevic und seine Anhänger drängen den serbischen Präsidenten Ivan Stambolic aus dem Amt.

1990:

  • 9. Dezember - Milosevic wird bei der ersten Mehr-Parteien-Wahl Serbiens seit dem Zweiten Weltkrieg zum Präsidenten gewählt. Im Wahlkampf hat er sich mit nationalistischen Parolen hervorgetan.

1991:

  • 25. Juni - Kroatien und Slowenien erklären sich unabhängig.
  • Juni - In Kroatien flammen Kämpfe zwischen Kroaten und kroatischen Serben auf. In Slowenien können auch jugoslawische Panzer die Unabhängigkeit nicht verhindern.

1992:

  • 29. Februar / 1. März - In Bosnien stimmen Moslems und Kroaten in einem Referendum für Unabhängigkeit. Serben boykottieren die Abstimmung.
  • 6. April - Die Europäische Union erkennt Bosniens Unabhängigkeit an. Zwischen der bosnischen Regierung und bosnischen Serben bricht ein Krieg aus. Bis 1995 belagern bosnische Serben die Hauptstadt Sarajevo.
  • Mai - Die Vereinten Nationen verhängen Sanktionen gegen Serbien wegen der Unterstützung serbischer Rebellen in Kroatien und Bosnien.

1995:

  • 21. November - Nach Nato-Luftangriffen gegen Stellungen der bosnischen Serben stimmt Milosevic gemeinsam mit den Präsidenten Kroatiens und Bosniens in Dayton im US-Bundesstaat Ohio einer Friedensvereinbarung zu.

1996:

  • November - Serbische Oppositionsanhänger gehen in Belgrad auf die Straße und beschuldigen die Regierung des Wahlbetrugs. Sie fordern Milosevics Rücktritt. Nach 88 Tagen andauernder Proteste gibt Milosevic nach und räumt der Opposition bei den Kommunalwahlen Zugewinne ein.

1997:

  • 15. Juli - Milosevic wird vom Parlament zum jugoslawischen Staatschef gewählt. Als serbischer Präsident tritt er zurück.

1998:

  • März - Milosevic lehnt Forderungen nach einem Eingreifen der internationalen Staatengemeinschaft zur Beendigung des Kosovo-Konflikts ab. Er lädt den Anführer der albanisch-stämmigen Bevölkerung, Ibrahim Rugova, zu Friedensgesprächen ein.

1999:

  • 18./19. März - Kosovo-Albaner unterzeichnen in Frankreich ein Friedensabkommen, das Jugoslawien ablehnt. Die Friedensgespräche scheitern.
  • 24. März - Nato-Kampfflugzeuge starten Luftangriffe gegen Ziele in ganz Jugoslawien.
  • 27. Mai - Das UN-Tribunal in Den Haag bestätigt, Milosevic sei als Kriegsverbrecher angeklagt.
  • 10. Juni - Die Nato setzt ihre Angriff aus, nachdem serbische Truppen mit dem Rückzug aus dem Kosovo beginnen.

2000:

  • 14. April - Mindestens 100.000 Serben versammeln sich im Zentrum Belgrads: Die Opposition fordert vorgezogene Wahlen.
  • 27. Juli - Milosevic legt den 24. September als Termin für Präsidenten-, Parlaments- und Kommunalwahlen fest.
  • 26. September - Die Wahlkommission nennt Oppositionskandidat Vojislav Kostunica als Sieger, ruft aber eine Stichwahl aus, da kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht habe. Das Kostunica-Lager spricht von Wahlbetrug und lehnt das Ergebnis ab.
  • 29. September - Die Opposition ruft zu Streiks und zivilem Ungehorsam auf, um Milosevic zum Rücktritt zu bewegen.
  • 6. Okotober - Milosevic gesteht seine Niederlage bei der Präsidentenwahl ein und beugt sich damit den Massenprotesten.
  • 7. Oktober - Kostunica wird als neuer jugoslawischer Präsident vereidigt.
  • 25. November - Milosevic wird als einziger Kandidat wieder zum Chef der Sozialistischen Partei gewählt.

2001:

  • 25. Januar - Das serbische Parlament spricht der Reformregierung unter Führung des Chefs der Demokratischen Partei, Zoran Djindjic, mit großer Mehrheit seine Unterstützung aus.
  • 1. April 1 - Milosevic wird festgenommen. Er weist Vorwürfe zurück, Staatsgelder veruntreut zu haben.
  • 23. Juni - Unter dem Druck des Westens im Vorfeld einer Geberkonferenz macht die jugoslawische Regierung mit einer Verordnung den Weg frei für eine Überstellung mutmaßlicher Kriegsverbrecher an das UN-Tribunal.
  • 28. Juni - Milosevic wird an das Tribunal überstellt.

2002:

  • 12. Februar - Der Prozess gegen Milosevic beginnt. Er ist in 66 Punkten wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in Bosnien, Kroatien und Kosovo angeklagt.

2003:

  • Dezember - Der frühere Nato-Kommandeur Wesley Clark sagt vor Gericht aus, dass Milosevic von den Plänen bosnischer Serben zum Massaker von Srebrenica 1995 gewusst habe.

2004:

  • 31. August - Milosevic beginnt seine Verteidigung. Dabei nennt er den Prozess eine Verzerrung der Geschichte. Zudem wirft er dem Westen vor, für den Zusammenbruch Jugoslawiens verantwortlich zu sein.
  • 1. November - Milosevic wird wieder gestattet, sich selbst zu verteidigen. Zuvor waren dem Angeklagten Pflichtverteidiger zur Seite gestellt worden, um weitere Verzögerungen wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustandes zu verhindern. Er soll unter Herzproblemen leiden.

2006:

  • 24. Februar - Das Tribunal weist Milosevics Antrag auf eine Reise nach Russland zurück. Er wollte sich dort von Spezial-Ärzten medizinisch behandeln lassen. Milosevic kündigt an, diese Entscheidung anzufechten, da sich sein Gesundheitszustand verschlechtere. (mas)