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Cholera: UN bitten um Hilfen für Haiti

12. November 2010

Zehn Monate nach dem verheerenden Erdbeben am 12. Januar steht Haiti vor einer neuen Katastrophe. Die Vereinten Nationen befürchten bis zu 200.000 Cholera-Infektionen und rufen zur weltweiten Hilfe auf.

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Zwei leblose Kinder liegen auf einer Intensivstation (Foto: AP)
Bild: AP

Das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) hat einen neuen Hilfsappell für Haiti gestartet: Umgerechnet rund 120 Millionen Euro würden so schnell wie möglich benötigt, um die Cholera in den Griff zu bekommen. Andernfalls drohe der Inselstaat von "dieser Epidemie überrollt" zu werden, sagte OCHA-Sprecherin Elizabeth Byrs am Freitag (12.11.2010) in Genf. Vereinte Nationen, Hilfsorganisationen und das haitianische Gesundheitsministerium gingen davon aus, dass es noch bis zu einem Jahr lang zu Neuansteckungen kommen werde. Mit dem geforderten Geld sollen zusätzliche Ärzte und Medikamente nach Haiti gebracht und Wasseraufbereitungsanlagen installiert werden.

Die Epidemie steht erst am Anfang

Hunde suchen ihr Futter auf einer müllübersäten Straße in Port-au-Prince (Foto: AP)
Katastrophale hygienische Bedingungen fördern die Ausbreitung der CholeraBild: AP

"Die Lage verschlechtert sich von Tag zu Tag", sagte der Experte des Amerikanischen Zentrums zur Seuchenkontrolle (CDC), Ezra Barzilay, dem Sender "Radio Metropole". Nach offiziellen Angaben sind seit dem Ausbruch der Epidemie Mitte Oktober bereits rund 800 Menschen an der gefährlichen Durchfallerkrankung gestorben, mehr als 11.000 Infizierte werden in den völlig überfüllten Krankenhäusern behandelt. Die Dunkelziffer der Erkrankten liegt nach Erkenntnissen der Hilfsorganisationen aber weit höher. Die Behörden beschlossen, die Leichen zu verbrennen, um die Ansteckungsgefahr zu verhindern.

"Die Prognose von 200.000 Krankheitsfällen in den kommenden sechs bis zwölf Monaten verdeutlicht das Ausmaß dessen, was noch zu erwarten ist", erklärte Gregory Hartl von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Haiti sei noch nie mit der Cholera in Kontakt gekommen, deshalb sei die Bevölkerung sehr anfällig für das Bakterium. "Ist es einmal im Wasser, verbreitet es sich sehr einfach und befällt auch bis dahin gesunde Menschen", sagte Hartl. Nun, da die Cholera in Haiti sei, werde sie auch nicht so bald verschwinden.

Helfer setzen auf Prävention und Aufklärung

Die in Haiti tätigen Helfer fühlen sich von der Epidemie zunehmend überfordert. "Unsere Ärzte und die öffentlichen medizinischen Einrichtungen sind von der Anzahl der Fälle bereits überwältigt", berichtete die Organisation "Ärzte ohne Grenzen". Auch die deutsche Welthungerhilfe bezeichnete die Lage als dramatisch. Sie kündigte in Bonn an, ihre Hilfe zur Bekämpfung der Cholera vor allem in den ländlichen Gebieten noch auszuweiten.

Eine Frau mit Mundschutz schiebt ein Fahrzeug mit einem Sarg (Foto: AP)
Beisetzung zu gefährlich: Leichen sollen künftig verbrannt werdenBild: AP

Die Organisationen setzen vor allem auf Prävention und Aufklärung. Sie verteilen Notfallpakete, die Wasserkanister, Tabletten gegen Dehydrierung, Seifen, Wasserbeutel und Desinfektionstabletten enthalten. Sie klären über die Cholera und ihre Symptome auf und vermitteln lebensrettende Maßnahmen.

Frage der nationalen Sicherheit

Das haitianische Gesundheitsministerium hat die Cholera bereits zu einer Frage der nationalen Sicherheit erklärt. Die bakterielle Infektionskrankheit ist hoch ansteckend. Sie verbreitet sich vor allem über Wasser und Nahrung, verursacht heftigen Durchfall und Erbrechen und kann innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.

Autor: Rolf Breuch (afp, dapd, dpa, kna)
Redaktion: Thomas Grimmer