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Buddha in Berlin

Ernst Meinhardt28. Mai 2004

Die Lehre Buddhas ist derzeit Trend. Doch Anhänger seiner fernöstlichen Religion gibt es schon lange im Westen. Das Buddhistische Haus in Berlin besteht seit 80 Jahren, es ist das älteste buddhistische Zentrum Europas.

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Ein in sich ruhender GeistlicherBild: dpa

Der Berliner Stadtteil Frohnau im äußersten Norden der Bundeshauptstadt gehört mit seinen Villen und dem vielen Grün zu den vornehmsten und teuersten Wohngegenden der Stadt. Doch Frohnau hat noch mehr zu bieten: das Buddhistische Haus. Errichtet wurde es 1924 von Paul Dahlke. Der deutsche Arzt hatte den Buddhismus auf verschiedenen Asienreisen kennengelernt.

Von der Lehre Buddhas war er so tief beeindruckt, dass er fortan seine Lebensaufgabe darin sah, den Buddhismus auch in Europa bekannt zu machen. In der Folgezeit übersetzte Dahlke die ältesten buddhistischen Schriften aus der Ausgangssprache, dem heute nicht mehr gesprochenen Pali, ins Deutsche. Vor allem aber ließ er vor 80 Jahren in einer großen stillen Grünanlage das Buddhistische Haus errichten, um hier wie ein echter Mönch leben zu können.

Buddhistische Mönche in Frohnau

Nach dem Tod von Paul Dahlke im Jahre 1928 ging das Buddhistische Haus in den Besitz seiner Nachkommen über. Drei Jahrzehnte später, im Jahre 1957, kaufte eine buddhistische Gesellschaft in Sri Lanka das Grundstück mit allen Gebäuden. Die "German Dharmaduta Society" mit Sitz in der Hauptstadt Colombo schickt seither Mönche nach Frohnau, die hier den Theravada-Buddhismus praktizieren und lehren.

Zurzeit leben und arbeiten im Buddhistischen Haus in Frohnau zwei Mönche und eine Nonne. Leiter des Hauses ist seit 1996 der Mönch Ratmale Punnaratana aus Sri Lanka. Etwa 90 Prozent der Besucher des Buddhistischen Hauses sind Deutsche. "Einige kommen hierher, um ihre eigene Ruhe zu finden. Manche haben gute Kenntnisse über Buddhismus. Sie können ihre Kenntnisse weiterentwickeln. Andere haben Schwierigkeiten, sind einsam oder haben Familienprobleme", sagt der Mönch.

Kosmopolitisches Denken

In Deutschland gibt es Schätzungen der Deutschen Buddhistischen Union zufolge rund 100.000 deutsche Buddhisten. Hinzu kommen etwa 120.000 in Deutschland lebende Ausländer, vor allem Vietnamesen, die Buddhisten sind. Die große Mehrheit der Buddhisten lebt in der alten Bundesrepublik. In den neuen Bundesländern sei das Interesse bisher gering.

Meditationen für Anfänger und Fortgeschrittene, jeden Sonntag ein Vortrag über ein buddhistisches Thema, einmal im Monat ein Wochenendseminar, Einführungsvorträge für Schulklassen und Gruppen - das ist eine Auswahl aus dem Angebot des Buddhistischen Hauses. In der Bibliothek ist die vollständige Sammlung der Lehr-Reden Buddhas erhältlich. Außerdem gibt es dort Werke über buddhistische Philosophie.

Auf eine Sache ist Tissa Weeraratna, Verwalter des Hauses, besonders stolz: "Glauben Sie nicht, dass dieses Haus für Deutsche und Ceylonesen reserviert ist. Leute aus verschiedenen Teilen der Erde kommen hierher - derzeit aus Russland, Polen, Indonesien, Burma und Kambodscha. Und das ist gut so, denn dann haben wir in diesem Haus kosmopolitisches Denken."