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Buchmesse in Thessaloniki für Dichter und Denker

Jochen Kürten 30. Mai 2005

Frankfurt, Paris, London - hier finden die großen internationalen Buchmessen statt. Nun mischt auch Thessaloniki ein bisschen mit, und will sich dabei nicht auf seine antiken Dichter beschränken.

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Tor zum Balkan - auch literarischBild: www.saloniki.org

Griechenland ist eine Nation der Dichter und Denker. Das ist kein Klischee. Gerade in Deutschland weiß man das. Die großen Dichter der Antike spielten im Lande Goethes und Schillers immer eine herausragende Rolle. Doch man will sich heute in Griechenland natürlich nicht nur auf den Lorbeeren der Klassiker ausruhen. Die griechische Literaturszene will im Europa des neuen Jahrtausends ein Wörtchen mitreden. Und was wäre da geeigneter als eine Messe, die die Literatur in den Mittelpunkt stellt. War man im vergangenen Jahr in Thessaloniki noch bescheiden und mit dem Fokus auf den nationalen Buchmarkt aufgetreten, so hat man in diesem Jahr einen internationalen Anspruch.

Tor zum Balkan

Catherine Velissaris, Direktorin des "National Book Centre of Greece", ist die treibende Kraft hinter der Messe. Griechenland liege doch an der östlichen Grenze Europas, meint sie, so sei es auch nur konsequent, dass Europa seine direkten Nachbarn treffe. Deswegen habe man auch die Balkan-Länder eingeladen, Russland und andere osteuropäische Länder. Griechenland und vor allem Thessaloniki seien das Tor zum Balkan und zum Mittelmeerraum - und gehörten gleichzeitig zur europäischen Familie, sagt Velissaris.

Natürlich will man sich nicht mit dem großen Bruder - der Frankfurter Messe - vergleichen. Die rund 120 Stände in Halle 15 auf dem Messegelände in Thessaloniki, wirken recht übersichtlich, von großem Trubel und überfüllten Gängen kann hier nicht die Rede sein. Doch eine Messe ist auch immer eine große kulturelle Kontaktbörse. Deshalb sind auch das Goethe-Institut und der Medienpartner Deutsche Welle mit Ständen vertreten.

Austausch hat an Schwung verloren

Den Veranstaltern der Buchmesse (26. - 29.5.2005) war es wichtig, ganz gezielt bestimmte Verlage und Branchenvertreter anzusprechen und einzuladen. Beispiel Deutschland. Vor vier Jahren war Griechenland Gast der Frankfurter Messe. Der damals intensiv gepflegte Austausch zwischen Autoren und Verlegern, Übersetzern und Lesern hatte aber danach wieder an Schwung verloren. Ein paar Dutzend Titel griechischer Autoren waren 2001 ins Deutsche übersetzt worden, im Jahr darauf waren es nur noch sechs, danach noch weniger. Das soll jetzt - mit Hilfe der Bücherschau in Thessaloniki - wieder besser werden.

Wie kommt man an griechische Autoren?

Susan Bindermann ist Lektorin beim Göttinger Wallstein-Verlag. Früher war sie beim Traditionshaus Reclam beschäftigt, wo man auch griechische Autoren im Programm hatte. Das strebt man nun auch bei Wallstein an. Wie kommt man nun aber an interessante Autoren für den deutschen Markt? "Natürlich bin ich hier, um mich zu informieren. Aber es ist auch sehr wichtig - gerade in Griechenland - den persönlichen Kontakt zu den Verlegern zu haben, weil: die meisten Bücher findet man nicht in den großen Läden, auch nicht durch das Durchschauen der Verlagsvorschauen, sondern im Gespräch", sagt Bindermann.

Der griechische Bestsellerautor Petros Markaris wird auch in Deutschland viel gelesen. Gleichzeitig ist er ein viel gerühmter Übersetzer, die jüngste Faust-Übertragung ins Griechische stammt von ihm. Markaris ist überzeugt, dass sein Land auf dem Sprung ist, literarisch in Europa Fuß zu fassen: "Es gibt natürlich viele junge Autoren, die - sagen wir - diesen traditionellen, ein bisschen folkloristischen, griechischen Stil und die griechische Lebensweise Beiseite gelegt haben."

Südländische Note als Pluspunkt

Gespräche und persönliche Kontakte sind ungemein wichtig, dafür ist die Messe da, das bestätigen alle. Doch anders als bei vergleichbaren Branchentreffen, kommt hier noch etwas anderes dazu, so etwas wie eine südländische Note, sagt Gesine Dammel, die sich für die Verlage Suhrkamp und Insel um Literatur aus Griechenland kümmert. So waren am Ende eigentlich alle zufrieden. Im nächsten Jahr soll es weiter gehen, dann aber noch mit erheblich mehr Teilnehmern aus den europäischen Ländern.