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Blutiger Angriff auf die Rechte der Frauen

13. April 2009

Mit Abscheu und Empörung hat die deutsche Regierung auf die Erschießung einer Frauenrechtlerin in Afghanistan reagiert. Entwicklungsministerin Wieczoreck-Zeul forderte die Führung in Kabul auf, den Mord zu ahnden.

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Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und afghanische Flagge(Montage: DW)
Der Schutz demokratischer Kräfte müsse endlich sichergestellt werden, fordert die Ministerin.Bild: picture-alliance/ dpa

Ein Killerkommando der radikal-islamischen Taliban hatte es gezielt auf die afghanische Kommunalpolitikerin Sitara Atschiksai abgesehen. Als sie vor ihrem Haus in der südafghanischen Stadt Kandahar aus dem Auto stieg, fuhren nach Polizeiangaben vier bewaffnete Männer auf Motorrädern an ihr vorbei, eröffneten das Feuer und erschossen sie. Die Taliban bekannten sich später zu der Tat.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul verurteilte die Ermordung Atschiksais, die viele Jahre in Deutschland gelebt hatte, aufs Schärfste. Diese mutige Frau habe den Menschen in ihrem Heimatland helfen wollen, erklärte die SPD-Politikerin am Montag (13.04.2009) in Berlin. In einer der gefährlichsten Regionen des Landes habe sie sich mit all ihrem Engagement für die Rechte der Frauen eingesetzt.

Kritik kommt auch von den Vereinten Nationen

Die Ministerin forderte die afghanischen Behörden auf, alles zu tun, um die Täter zu finden und diesen "brutalen Mord" zu ahnden. Der Schutz sämtlicher Bürger und Bürgerinnen Afghanistans, zumal derjenigen, die sich für den demokratischen Aufbau des Landes engagierten, müsse endlich sichergestellt werden. Auch die deutschen Behörden seien aufgefordert, alles zur Aufklärung des Mordes zu unternehmen, fügte Wieczorek-Zeul hinzu.

Vier Frauen in Burkas (Foto: dpa)
Nach den Vorstellungen der Taliban sollten Frauen in der Öffentlichkeit so aussehenBild: picture-alliance/dpa

Ebenso wie die Regierung in Kabul verurteilten auch die Vereinten Nationen in Afghanistan den Anschlag. Für die feige und vorsätzliche Tat gebe es keine Rechtfertigung, erklärte die Sprecherin der UN-Mission in Kabul, Nilab Mubarez. Der Fall werde untersucht, sagte der Provinzratsvorsitzende Ahmad Wali Karsai, ein Bruder von Präsident Hamid Karsai.

Auch die deutsche Botschaft in Kabul ermittelt

Wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte, ist auch die deutsche Botschaft in Kabul in die Ermittlungen eingeschaltet. Es werde untersucht, ob Atschiksai neben der afghanischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft besessen habe.

Die Politikerin hatte seit den frühen 80er Jahren in Deutschland gelebt. Nach dem Sturz der Taliban im Jahr 2001 waren sie und ihr Mann in die Heimat zurückgekehrt. Sie wollte den Wiederaufbau unterstützen und habe sich als Provinzrätin immer wieder auch öffentlich für die Rechte der Frauen in Afghanistan eingesetzt, sagte eine ihrer Weggefährtinnen aus der Frauenvereinigung von Kandahar, Schahida Bibi.

Engagierte Frauen werden bekämpft

Die über die Jahre wieder erstarkten Taliban erklärten sich verantwortlich für den Mord. Atschiksai habe keine gute Vergangenheit, so ein Sprecher. Als radikale Islamisten lehnen sie die Arbeit von Frauen außerhalb der heimischen vier Wände kategorisch ab und verübten in jüngster Zeit denn auch mehrere Anschläge auf Frauen, die sich politisch engagierten.

Erst im September erschossen sie in Kandahar eine der ranghöchsten Polizistinnen des Landes, Oberstleutnant Malalai Kakar. Vor zweieinhalb Jahren wurde die Frauenbeauftragte der Provinz, Safiya Omar Jan, bei einem Anschlag getötet. Während der Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 waren Frauen in Afghanistan vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. (uh/wa/dpa/ap/afp/epd)