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Aufpassen und weiterforschen

Rafael Heiling25. September 2003

"Wir waren schon ganz gut, aber wir könnten besser sein“: Die WHO geht auf Nummer Sicher im Kampf gegen SARS, sagt Sprecher Dick Thompson. Fürs nächste Mal - falls es eines gibt - sollen die Mediziner vorbereitet sein.

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Der SARS-Erreger ist durchschaut, trotzdem haben Wissenschaftler damit noch reichlich ArbeitBild: AP

"Um ehrlich zu sein, wir wissen nicht, ob es einen neuen Ausbruch geben wird", sagt Thompson gegenüber DW-WORLD. "Aber wenn, dann sollten wir wissen, was zu tun ist." Nun ist das SARS-Virus ja schon entlarvt, die Zibetkatze ist als mögliche Quelle ausgemacht und potenzielle Gegenmittel sind auch aufgetaucht: Süßholzwurzel-Extrakt und das Hormon Interferon.

Sicher ist noch nichts

Aber Dick Thompson bremst die Erwartungen erst mal: "Allzu große Fortschritte sind noch nicht gemacht." Mit hundertprozentiger Sicherheit stehe also noch gar nichts fest. "Eine Behandlungsmethode haben wir immer noch nicht", betont der Sprecher der Weltgesundheitsorganisation. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Und es ist nicht so einfach, wie es scheint."

Zwar gebe es schon viele Studien in China, "aber diese Studien müssen besser koordiniert werden." Außerdem sollen sich chinesische Wissenschaftler stärker mit ausländischen Forschern zusammentun. Bis die Erkundungen Ergebnisse liefern, "müssen die Überwachungsteams sehr aufmerksam sein", erklärt Thompson. "Wir erkennen wahrscheinlich nicht den ersten Fall, sondern nur die ersten Fälle." Vor allem sollten solche Ereignisse wie in Singapur nicht mehr vorkommen: Dort infizierten sich Wissenschaftler im Labor. Glücklicherweise blieb eine zweite SARS-Welle aus.

Der Test hat nicht immer Recht

Die WHO habe besonders ein Auge auf Krankenhaus-Mitarbeiter, nicht nur in China. Treten dort Atemwegserkrankungen auf, würden die Betroffenen auf SARS getestet – bei einem positiven Ergebnis müsse ein ausländisches Labor die Diagnose sicherheitshalber noch bestätigen.

Das Problem ist: Die Tests sind nicht komplett verlässlich, wie Thompson klarstellt. Manche Proben stellten sich fälschlicherweise als negativ heraus, manche zu Unrecht als positiv. "Und es hängt davon ab, welches Labor den Test durchführt, wie sauber ihre Instrumente sind undsoweiter." Außerdem stünden die Kliniken vor dem Problem, bei Patienten mit Lungenkrankheiten zu sortieren: Wer hat möglicherweise SARS, wer nicht? "Besonders, wenn der Herbst kommt, entwickeln viele Leute eine Lungenentzündung und gehen damit ins Krankenhaus", erklärt Thompson. Deshalb werde man verstärkt ältere und empfindliche Menschen dagegen impfen.

Kommunikation gegen wilde Viren

Mit der ersten SARS-Epidemie sind die Mediziner zwar fertig geworden, aber laut Thompson sind Verbesserungen noch immer nötig - zum Beispiel bei der Kommunikation: "Wir wollen ein internationales Netzwerk aufbauen", kündigt der WHO-Sprecher an. In Genf sollen fünf Meetings stattfinden, ohne Regierungsvertreter. Die dort vereinbarten Strategien könnten aber nicht nur im Falle eines erneuten SARS-Ausbruchs wichtig sein. Wie die Lungenkrankheit den Sprung vom Tier zum Menschen schaffte, dürfte das auch anderen Erregern gelingen, mein Thompson. "Es wird ganz sicher noch mehr Viren geben, die wir heute noch gar nicht kennen."