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Artenvielfalt am Abgrund: Internationale Jugendkonferenz

Susanne Steiger21. Mai 2008

Auf der UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt in Bonn sucht man nach Lösungen der zunehmenden Naturzerstörung. Jungen Umweltschützern ist das nicht genug: Sie organisieren eine eigene Konferenz.

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Teilnehmer der Jugendkonferenz "Biodiversity on the Edge"
Teilnehmer der Jugendkonferenz "Biodiversity on the Edge"Bild: NAJU

Sie kommen aus Europa, Afrika, Asien und Amerika. Ihr Ziel: Bonn. Doch sie sind nicht die Teilnehmer der UN-Konferenz zum Abkommen über die biologische Vielfalt. Sie sind Jugendliche, denen Umwelt- und Naturschutz am Herzen liegen und die deswegen nach Bonn zur Jugendkonferenz "Biodiversity on the edge" kommen: Eva aus Hamburg beispielsweise findet es besonders spannend, Menschen aus ganz vielen verschiedenen Kulturen zu treffen und mit ihnen zusammen über das Thema Biodiversität zu diskutieren. Dikran aus Armenien möchte erfahren, was in Europa gegen Naturzerstörung und Artensterben getan wird, um gute Ideen auch in seinem Land umzusetzen.

Und dann ist da auch Dobroslawa aus Polen, die in der Konferenz die Möglichkeit sieht, zu lernen, wie sie handeln und anderen dieses Wissen vermitteln kann. In ihrer Heimat engagiert sie sich in ihrer Region für sanften Tourismus und organisiert naturschonende Wanderungen durch die Berge. Das ist ihrer Meinung nach ein Weg, Menschen weiterzubilden. "Wenn sie durch unberührte Natur laufen, frische Luft einatmen, wilde Tiere sehen, dann wird ihnen plötzlich die Bedeutung vom Schutz der Natur und ihrer schonenden Nutzung klar", sagt Dobroslawa.

Konferenz soll Jugendliche vernetzen

Handeln statt Reden – das wollen die 60 jungen Umweltschützer. Doch um das Problem bei der Wurzel zu packen und erfolgreich die Natur zu schützen, braucht man trotzdem ein gutes Konzept. Deshalb sind sie alle nach Bonn gekommen, um erst einmal zu reden: auf der "Internationalen Jugendkonferenz zum Schutz der Biologischen Vielfalt".

Jugendlichen aus aller Welt kamen zur Jugendkonferenz.
Jugendlichen aus aller Welt kamen zur Jugendkonferenz.Bild: NAJU

Das Treffen haben die Naturschutzjugend NAJU und Youth and Environment Europe organisiert und die Jugendlichen auf ein Schloss mitten im Grünen geholt. Die Organisatoren wollten vor allem Menschen, die in ihrer Heimat und Region für den Schutz der Natur aktiv sind, einladen, erklärt Mareen Protze von der NAJU. "Sie sollen sich hier vernetzen, um sich gegenseitig zu unterstützen mit ihren lokalen Aktionen."

Praktische Beispiele statt theoretische Diskussionen

Wissen soll auf der Konferenz in Workshops vermittelt werden. Dobroslawa besucht beispielsweise einen mit dem Titel "Handeln für die Erhaltung von Biodiversität". Dort flimmern Kurzfilme über Protestaktionen über die Leinwand: Szenen von Straßendemonstrationen mit tanzenden Riesenpuppen; protestierende Clowns, die Polizisten Seifenblasen entgegen pusten; Menschenmassen, die kollektiv in schallendes Gelächter ausbrechen – und damit Gesetze verlachen, die Politiker verabschiedet haben.

In Workshops versuchen die Jugendlichen die Theorie an die Praxis anzubinden.
In Workshops versuchen die Jugendlichen die Theorie an die Praxis anzubinden.Bild: Susanne Steiger

Mit solchen Beispielen will der Workshop Aktionsideen vermitteln. Drei Stunden lang diskutiert Dobroslawa mit den anderen Teilnehmern darüber, wie sie öffentliche Aufmerksamkeit erregen können – für den Schutz der Artenvielfalt. Die Jugendlichen erzählen von Aktionen, an denen sie selbst bereits mitgewirkt haben – ob gegen den Anbau von genmanipuliertem Getreide, für den Erhalt von Meerestieren oder gegen Luftverpestung durch Autosmog.

Konferenz zum Mut machen und motivieren

Was Dobroslawa an diesem Tag mit nach Hause nimmt: Aktionen in der Öffentlichkeit, Demonstrationen und Streiks können wirklich etwas ändern. "Das gibt mir Hoffnung und bestärkt mich in meiner Arbeit", sagt die junge Polin. Und diese Hoffnung, gehört zu werden, treibt auch andere Jugendliche in ihrem Engagement an.

Als Höhepunkt der Konferenzwoche erarbeiten sie gemeinsam eine Resolution, die sie schließlich Vertretern der UN-Naturschutzkonferenz übergeben. Hauptforderung: Nicht nur Papier produzieren, sondern wirklich verbindliche Regelungen treffen, wie man den weiteren Verlust der Biodiversität aufhalten kann. Denn Artenvielfalt, darin sind sich die jungen Aktivisten einig, ist ein wertvoller Schatz – auf jedem Fleck der Welt.